Was fehlt noch? Der Winter ist da, gute Rotweine gibt's beim Discounter, Kaminfeuer prasselt als DVD im großen Flatscreen und schicke Ledersofas stehen inzwischen in jedem hippen Wohnzimmer. Ganz klar - der passende Soundtrack! Kein Billig-Lounge-Gedudel soll es sein, sondern classy, funky, sexy, stylish? Für diese musikalischen Bedürfnisse empfiehlt sich das Doppelalbum "The Modern Sound Of Nicola Conte - Versions in Jazz-Dub", einer der heißesten Jazz-Sampler der Stunde. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Das Interessante an Nicola Conte, dem temperamentvollen italienischen Jazzhead, ist, dass er sich hier zwar an Neuinterpretationen und Remixe von spannenden Künstlern des zeitgenössischen Jazz gewagt hat (Mark Murphy, Till Brönner, The Five Corners Quintet, [re: jazz], Thunderball, Akiko, Povo, Marco Di Marco, Fertile Ground, The Dining Room u.a.), dass das Ergebnis aber klingt wie aus den 60-ern. Auch seine eigenen Tracks, die aus den Sessions zu seinen Alben "Other Directions" und "Rituals" übrig geblieben waren, erinnern an die Ära der großen Crooner, der unverputzten Bebop-Kellerclubs in New York, der elegant gewandeten Jazzquintette im "Birdland".
Ein weiteres Qualitätsmerkmal des Albums ist der internationale Anstrich der Produktionen und Interpreten: Latin Styles von Luisito Quintero entführen den Hörer nach Südamerika, Bossa mit Sabrina Malheiros zaubert die Träume nach Brasilien, mit Bebop-Tracks geht es groovend Richtung USA, und Conte selbst fliegt nach Italien. Treibend und atemlos gerieren sich die Tracks, raffiniert und virtuos gespielt, voller Druck und Spannung, aber doch salonfähig und selten zu free-jazzig oder wild. Denn auch sinnlich-langsame Lieder finden sich, wenn auch in der Minderheit: Das DVD-Kaminfeuer erübrigt sich, die wärmenden Flammen prasseln regelrecht im eigenen Kopf, wenn man samtsüße Tracks wie "Mood Indigo" von Akiko hört, das mit herrlich sündig-sinnlichem Saxofon und später mit gemütlicher Trompete begeistert.
Zahlreiche namhafte Mitstreiter wie Pietro Ciancaglini, Daniele Scannapieco, Lorenzo Tucci, Timo Lassy, Lisa Bassenge, Kim Sanders, José James und Philipp Weiss realisierten mit Conte dieses wundervolle Stück Jazz mit Lounge-Appeal, das wegen seiner Vielseitigkeit zu den besseren Alben des Jahres zählen darf.