Groß ist das Risiko nicht, das Nikki Yanofsky mit dem Opener ihres ersten Albums eingeht: "Take The 'A' Train" ist ein Lied, das nicht nur jeder kennt, sondern das auch so ungemein eingängig ist, dass es schwer ist, nicht mit den Fingern zu schnippen. Der 1939 von Billy Strayhorn komponierte Songbook-Standard wurde in der Vergangenheit von Duke Ellington, Ella Fitzgerald, Charlie Mingus, aber auch Sun-Ra oder Bobby McFerrin interpretiert. Yanofsky bleibt mit ihrer Interpretation nah am klassischen Big-Band-Sound der 40er-Jahre. Den wandelt sie im Laufe des Albums durchaus ab, insgesamt gilt aber: Die erst 16-jährige Kanadierin wagt wenig, gewinnt aber trotzdem. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Es wäre verkürzt, im Falle von Nikki Yanofsky von einem Wunderkind zu sprechen. Denn auch wenn sie erst zarte 16 Lenze zählt: Die Stimme ist so satt und voluminös, dass man ihr auch dann zuhören würde, wenn sie einer Erwachsenen gehörte. Gleichzeitig besitzt sie aber jene freche Unbeschwertheit, die einem Debütalbum gut steht und die man vielleicht braucht, um sich durch eine Platte zu singen, die zu guten Teilen aus Klassikern besteht: Denn auch an "On The Sunny Side Of The Street" oder "Over The Rainbow" scheitert sie keinesfalls. Schöner sind aber die Songs die andere für sie schrieben. Da ist zum Beispiel "Try Try Try", das geschickt die Brücke zwischen Motown-Soul, Jazz und kontemporärem Pop schlägt und von einem Songwriter-Team rund um die kanadische Musikerin Feist geschrieben wurde. Einen guten Teil der Lieder, etwa die ruhige Akustik-Ballade "For Another Day", schrieb Yanofsky gemeinsam mit Ron Sexsmith und George Harris. Das klingt gut, ziemlich gut sogar. Das Einzige, was man bemängeln könnte: Der Sprung von den sehr klassisch inszenierten Traditionsstücken aus dem Jazz und dem modernen Material ist doch sehr gewagt und nimmt dem Album oft die Geschlossenheit. Vermutlich ein Manko, das sich mit den Jahren geben wird. Zeit hat Nikki Yanofsky schließlich noch mehr als genug.