Greatest Hits, Vol. 1

Denn Nosie Katzmann hat tatsächlich veritable Hits in den 90-ern geschrieben. Zusammen mit dem bereits verstorbenen DJ und Produzenten Torsten Fenslau ebnete er den Boden für die heutzutage zu Unrecht belächelte Euro-Dance-Welle. "Mr. Vain" von Culture Beat entstammt seiner Feder, ebenso wie die Jam & Spoon Tracks "Angel" und "Find Me", zwei erfolgreiche Dance Hits, die es bis in die Top-10 der deutschen Charts geschafft haben. Sein sicheres Gespür für hitverdächtige Melodien und Texte machte ihn damals zu einem der gefragtesten Songschreiber. Der damit verbundene große Druck blieb aber nicht folgenlos. 1997 zog er sich für fast zehn Jahre aus dem Musikgeschäft zurück und schrieb nur noch sporadisch ein paar Stücke für andere befreundete Musikprodeuzenten.

Auf "Greatest Hits 1" sind diese und weitere Stücke nun vereint - also in der Tat ein Zusammenschnitt seiner großen Erfolge. Auf der anderen Seite aber dann doch wieder nicht. Nosie hat nämlich seine Songs in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt, fernab von treibenden Vierviertelbeats und hektischen Sequenzen. Aus den prolligen Tanzflächenfüllern sind Singer-Songwriter-Kleinode entstanden: richtig schöner, lässiger Wohlfühlpop. Die countryeske Instrumentierung lässt darauf schließen, dass der Musiker stark von Neil Young beeinflusst wurde. Nosies angenehm weiche Stimme drängt sich nicht auf, bleibt aber dennoch markant.

Das Album ist in mehrerlei Hinsicht wichtig. Zum einen hat der Musiker seine Songs wieder zurückgeholt und sich wohl endlich mit seiner Vergangenheit als Hitlieferant ausgesöhnt. Zum anderen hat die Popmusik ihren verlorenen Sohn, der fast unter die Räder des Kommerzes geriet, wieder. Und letzten Endes ist das Album der beste Beweis, dass Euro-Dance weitaus mehr Substanz besaß, als man beim ersten Hören vermutet.