Lange nichts von Duffy und Amy Winehouse gehört? Macht nix, denn nun kommt Oceana, die sich direkt auf die Spuren der beiden Sixties-Epigoninnen begibt. Dank ihrer herrlich belegten und doch perfekten Stimme jobbte sie regelmäßig als Seeed-Backingsängerin und durfte kürzlich bei deren Frontmann Peter Fox ins Vorprogramm. Warum? Wahrscheinlich weil ihr Album "Love Supply" zum derzeit angesagten Amy-Duffy-Soul-Sixties-Boogaloo-Gebräu glücklicherweise noch eine freche Portion HipHop und Reggae dazuschießt. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Da wäre etwa das herrlich dreckige "Bad Boy", ein Mix aus Jive-Beats, Raggamuffin und fetten Sixties-R'n'B-Arrangements samt Bläsern und Boogie-Piano. Und auch "He Says" bietet reinen, sonnigen Reggae. Was mit der Geschichte Oceanas zusammenhängen dürfte, die als Tochter einer deutschen Modedesignerin und eines in Paris lebenden jamaikanischen Musikers auf der ganzen Welt zu Hause ist.
Aber dann sind da eben auch Songs wie "As Sweet As You", das nicht nur so ähnlich heißt wie "Sweet About Me", sondern Cilmis Sixties-Reminiszenzen auch noch mit dem "Mister Sandman"-Intro paart. Dieser Song schnurrt fröhlich auf den Motown-Gleisen dahin, die bereits in den Sechzigern von den Supremes verlegt und später von den Jackson Five geölt wurden. Mit einem Doors-Intro erinnert "Pussycat On A Leash" extrem an Duffy, ebenso wie "All Genetic": viel "Oh, Oh, Yeah, Yeah", knackige Beats und Sixties-Bläser. "Love Supply" wiederum dürfte Amy die Schames- oder auch Wutröte ins Gesicht treiben, schließt es doch direkt an deren Erfolgshits an. Und mit dem grauenhaften Orgelsound von Procol Harums "Whiter Shade Of Pale" beginnt schließlich der Rausschmeißer "You Need A Hug". Die volle Ladung Sixties und bekannter Retro-Sound eben.
Klar ist der Nostalgiezug derzeit derjenige, auf den die meisten Musikanten aufspringen. Und ebenso klar ist Oceana nicht die erste, die auf die Idee kam, mit schön liederlicher Stimme einen wundervollen Bruch zur sauerbgeschrubbten Welt der Betonfrisuren und bretthart gebügelten Etuikleidchen der Sixties zu schaffen. Aber trotz der bekannten Zutaten ist "Love Supply" ein schönes, reiches, volles und energiegeladenes Album geworden, das gleich mehrere potenzielle Hits bereithält.