Es benötigte zwölf Jahre musikalische Stilsuche und einen Kinderreim, um Oomph! (gesprochen: Umpf) in Deutschland an die Spitze der Charts zu katapultieren. "Augen auf" hat das Trio 2004 in der Bundesrepublik bekannt gemacht - sehr zum Leidwesen der Fans der ersten Stunde, die nun einen kommerziellen Ausverkauf der ehemaligen EBM-Band befürchteten. Das neueste Album "Monster" wird diese Kritik weiter bestätigen. ~ Daniel Dreßler (teleschau) aufklappen »
"Hat Deutschland Style, oder hat Deutschland keinen Style?", fragte Jan Delay entnervt in die Kamera, als ihm dämmerte, dass er den Bundesvision Songcontest 2007 nicht gewinnen würde. Sein funkiges "Feuer" konnte nicht gegen die perfekt inszenierte Performance von "Träumst du?" mithalten. Oomph! sind eben Rampensäue. Sie lieben es nicht nur, düstere bis erotische Texte zu schreiben und mit einer ordentlichen Portion Gitarrenrumms zu untermalen. Sie finden für ihre Sounds auch die richtigen Bewegungen auf der Bühne und heizen das Publikum somit noch weiter an. Eine Mischung, die funktioniert.
Allerdings belegt das neueste Oeuvre der Braunschweiger, dass sich diese Masche auch totlaufen kann. "Monster" kämpft mit den Geistern, die Oomph! selbst riefen und nicht mehr los werden. Der Opener "Beim ersten Mal tut's immer weh" kann noch durch einen netten Off-Beat und eine Prise Marilyn-Manson-Flair punkten, aber schon "Labyrinth" lässt vermuten, dass Oomph! nicht unbedingt darauf aus sind, sich neu zu erfinden. Dieser Song und vor allem "Wer schön sein will muss leiden" sind die größten Enttäuschungen, weil sie nichts anderes machen, als "Augen auf" eins zu eins zu übernehmen und mit einem anderen Text zu versehen (selbst die Kinderstimme ist auf letztgenanntem Track zu hören).
Technisch und handwerklich ist das Album natürlich einwandfrei, was aber einfach zu erwarten war und nicht darüber hinwegtäuscht, dass Oomph! in eine kreative Sackgasse geraten sind und nur noch fade Aufgüsse produzieren - von einigen Ausnahmen wie der Ballade "Auf Kurs" mal abgesehen. Ein Großteil der Tracks ist textlich und musikalisch vorhersehbar. Spannung kommt da einfach nicht auf. Das "Monster" ist leider ziemlich zahnlos.