Warum sich auch lange mit musikalischen Kategorien rumschlagen? Pelle Carlberg aus Schweden nennt den ersten Song seines dritten Albums einfach "1983 (Pelle & Sebastian)" - dann weiß jeder direkt, was drin steckt. Während Belle & Sebastian jedoch eine Tendenz zur ungeschminkten Melancholie haben, wischt Pelle diese einfach mit ein paar astreinen Popkultur-Texten weg. Da geht es um blöde Tierliebhaber, verhasste Fluglinien ("I'll never fly with you again, Ryan"), Facebook-User und Bill Cosby "on TV". ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Natürlich ist auch Pelle Carlberg manchmal ein trauriger Typ, ein Zweifler, der sich stets wieder fragt, ob das ewige Touren und das unregelmäßige Musikerleben so das Richtige für einen Familienmenschen sind. Einer, der zwischendurch mal mit Frau, Kindern und Kegeln aus dem umtriebigen Stockholm auf die kleine Insel Gotland flieht und dort für einige Monate in einer umgebauten Kirche wohnt.
Danach aber schreibt er dann mit seiner Akustikgitarre wieder ein paar dieser scheinbar hingerotzten Songs, holt sich ein paar Kumpels für Schlagwerk, Bass, Tasten und ein paar Glöckchen und Effekte hier und da und singt einen Text darüber. Texte, die immer ein Fünkchen Hoffnung im Alltagschaos übrig lassen, sei es beim Fliegen oder bei Streitigkeiten mit den Mädchen. Und wenn er ganz traurig ist, so wie auf "Whisper", dann liegt viel Hall auf Gitarre und Gesang. Keine Begleitung, nur ein fröhliches Pfeifen, das Pelle und seinen Zuhörer wieder aus dem selbstverschuldeten Tränenmeer hinauszieht.
Ein deutlicher Einfluss ist neben Belle & Sebastian auch Morrissey. Gut vernehmbar, wenn Carlberg etwa in "Metal To Metal" mit brüchig-hoher Stimme singt: "You know metal to metal is no good / And stupid to stupid is no better". Da verzeiht man es auch, dass Pelle sich hier und da doch hörbar eine Gesangs- oder Melodielinie aus der Popgeschichte ausleiht und zu seiner eigenen macht.
Insgesamt ist "The Lilac Time" dadurch vielleicht keine fröhliche, aber dennoch eine Mut machende Platte. Kein pathetischer Pomp, selbstmitleidiger Schmonz, eher eine leicht melancholische Stimmung, an deren Beseitigung gerade gearbeitet wird. "You download all your music / Your laptop is your gem / It would be stupid not to use it / Because I'm worth it" ("Because I'm Worth It"). Recht hat er.