Knappe Statements waren immer ein Markenzeichen der Pet Shop Boys. "Please", "Actually" oder "Very" nannten sie ihre Platten, der neue Titel heißt schlicht und ergreifend "Yes". Doch ganz so einfach verhält es sich mit dem zugehörigen Album zum Glück nicht. Die Pet Shop Boys waren stets dann umwerfend, wenn hinter ihren Disco-Beats intellektuelle Scharfsicht und brüchige Melancholie aufschimmerten. Eine Tugend, die sie zuletzt nicht immer wirklich aufregend umsetzten. Vergegenwärtigt man sich ihre letzte wirklich überzeugende Single, muss man sieben, 13, vielleicht sogar fast 20 Jahre zurückdenken: "Home And Dry"? "Se A Vida É"? Gar "Being Boring"? Auch wenn Neil Tennant und Chris Lowe nie für längere Zeit verschwunden waren, kommt einem "Yes" nun fast wie ein Comeback vor. Denn plötzlich ist alles, was diese Band einst so groß und einzigartig machte, elf berauschende Tracks lang wieder da. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
Und die früher obligatorische Hitsingle gibt's obendrein: "Love etc." eröffnet das Album mit tänzelnden Keyboards, griffigen Beats und euphorisierendem Chorus. Doch ebenso gut hätten Tennant und Lowe fast ein beliebiges anderes Stück auskoppeln können, so überwältigend ist das Niveau auf "Yes". "Did You See Me Coming" mit Johnny Marr, das fantastische "Vulnerable" mit spanischer Gitarre oder der glockenklare Dancefloor-Reigen "More Than A Dream" knüpfen bei Übersongs aus den späten 80-ern wie "West End Girls", "It's A Sin" oder "Love Comes Quickly" an, haben die alte Grandezza und den alten Glamour.
Auch "Beautiful People", so etwas wie eine ironische Replik auf Pulps "Common People", ist grandios, indes kaum noch als Pet-Shop-Boys-Song erkennbar. Owen Pallett (Final Fantasy) hat den Track mit Bläsern, Mundharmonika und gloriosen Streichern zu einer schwerelosen Easy-Listening-Nummer arrangiert. In "King Of Rome" verhallen später noch einmal Bläser in den sphärischen Weiten: "The desert moon / A new lagoon / We glide upon the surface / Night falls fast / No shadow cast / Arriving without purpose." Wie schön.
Ja, was mitunter schon zu lesen war, ist zutreffend: "Yes" ist das beste Album der Pet Shop Boys seit "Behavior". Annähernd 20 Jahre sind seit ihrem bis heute größten Wurf vergangen, und seither hat sich an Konzept und Klangdesign nicht viel getan. Dennoch wirkt "Yes" in keiner Sekunde angestaubt, wie eine Selbstkopie oder wie ein Retroalbum. Die Zeit vollständig zu transzendieren, ist vielleicht die größte Leistung der Band, die das Prinzip Pop immer schon konsequenter verkörperte als irgendwer sonst. "Time will pass / Governments fall / Glaciers melt / And you'll get over it", heißt es, über den Dingen schwebend, im fast opernhaften Schlusstrack "Legacy". Eine eigene Geschichte aus reiner Gegenwart.