Der junge Komponist aus Portland kann ruhig als kleines Genie durchgehen. Mit knapp 22 Jahren schreibt Peter Broderick schon komplexe Theatermusik und durfte nebenbei auch als Session- und Live-Musiker bei M.Ward und Horse Feathers schon sein Können unter Beweis stellen. "Music For Falling From Trees" ist - ganz schlicht umschrieben - ein 30-minütiges Album in sieben Akten, reduziert auf Piano und Streicher und von Broderick komponiert als Bühnenmusik für das gleichnamige Tanzstück der Londoner Choreografin Adrienne Hart. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Das Theaterstück handelt von einem Mann, der in einer psychiatrischen Klinik um die eigene Identität kämpft - gefundenes Fressen für die geistigen Soundtüftler, doch ganz so manisch kommen Brodericks sphärische Klänge gar nicht daher. Viel eher streichen die Violinen breite, stets ein wenig im Klangbild umherzirpende Flächen in den Saal, über die das Klavier nur noch anhaltende Tonfolgen chauffieren muss.
Interessanterweise funktioniert das auch ohne visuelle Tanzeinlagen. Auf dem gefühlvoll-getragenen Tonteppich, der immer auch ein wenig an Stimmproben vor dem eigentlichen Konzert erinnert, klebt zwar ein deutlicher E-Musik-Stempel, aber mit etwas Distanz geht das auch ziemlich gut als ungewöhnlich instrumentierte Ambient-Darbietung durch. Immer wieder spazieren niedliche Melodien aus dem Gewusel, gezupfte Violinen und zackig klimpernde Klaviere erinnern an die Zeiten der Hörbeispiele im Grundschul-Musikunterricht.
Wieder so eine Platte, die sich erst von den Vorurteilen freispielen muss, um ihre allgemeine Zugänglichkeit und Verträglichkeit zu beweisen. Zwar hat Broderick nahe liegenderweise Musiktheorie und Film studiert, sozialisierte sich selbst aber vor allem mit Folk-Musik und beherrscht neben Piano und Streichern auch noch Gitarre, Banjo, Mandoline und die exzentrische singende Säge. Was wieder beweist, das Genie und kleiner Wahnsinn, gepaart mit einer bodenständigen Musiksammlung eben auch avantgardistische Neuentdeckungen erschaffen können.