Es ist diese leichte Melancholie, die sich in der Stimme von Peter Heppner wiederfindet und die ihn so einzigartig in der deutschsprachigen Musiklandschaft macht. Mit seinem Gesang hält er dem Hörer die harte Realität vor Augen, lässt ihn aber gleichzeitig nicht ohne Trost und Zuversicht zurück, sondern umarmt ihn und gibt ihm Geborgenheit. Spätestens mit "Kein Zurück", mit dem er als Frontmann der Formation Wolfsheim Platz eins der deutschen Charts erreichte, wurde sein Dark Wave vollends salonfähig. Gleichzeitig schaffte er es aber, seine Independent-Kredibilität nicht ganz zu verlieren. "Casting Shadows" war das letzte Album der Band. Jetzt ist Heppner auf sich allein gestellt. Folgerichtig nennt er sein erstes Werk "Solo". ~ Daniel Dreßler (teleschau) aufklappen »
Seit ungefähr zehn Jahren veredelt der Wolfsheim-Sänger auch Kompositionen anderer Kollegen. Man erinnere sich an den apokalyptischen Hit "Die Flut", zusammen mit NDW-Veteran Joachim Witt, oder die Durchhaltehymne "Wir sind wir" mit der Musik von Techno-DJ Paul van Dyk. Ohne fremde Hilfe war Heppner allerdings nie zu hören. Auf "Solo" will Heppner es allen beweisen, was bisweilen mehr nervt als beeindruckt.
Schon der Beginn des Albums, insbesonders die Singleauskopplung "Alleinesein", macht es dem geneigten Fan schwer, Sympathie für Heppners Solopfade aufzubringen. Der schwülstige Elektro-Pop mit hektischer Rhythmus-Sektion erinnert deutlich an Wolfsheim, ist aber in seiner Aufdringlichkeit weit von der Kunst früherer Tage entfernt. Auch Heppners Gesang wirkt sonderbar gequält und gepresst. Der hochglanzpolierte Sound, für den Independent-Produzent Jose Alvarez-Brill verantwortlich zeichnete, lässt hier wenig Variationen zu und konzentriert sich zu sehr auf bombastische Flächen, die ins emotionale Aus führen. Erst gegen Mitte des Albums scheint sich Heppner wieder seiner Tugenden zu besinnen. "Being Me" ist eine wunderbare, zerbrechliche Ballade, deren Refrain im richtigen Moment die epische Breite mit Synthieflächen, dezenten Streichern und einem leicht fordernden Beat, der parallel von einer Bassgitarre begleitet wird, zulässt.
Insgesamt scheint auf "Solo" zu offensichtlich durch, dass Heppner sich selbst neu definieren will, es aber nicht zur Gänze gelingt. Lediglich der guten zweiten Hälfte des Albums ist es zu verdanken, dass der Sänger die Lorbeeren, die er sich über Jahre erarbeitete, nicht wieder verspielt.