Phantom Ghost war immer eine Band für Randgruppen des Kulturbetriebs. Da halfen auch die prominenten 50 Prozent Tocotronic in Person des Sängers, Texters und Songwriters Dirk von Lowtzow wenig. Gemeinsam mit Soundtüftler Thies Mynther (Superpunk, Stella) produzieren Phantom Ghost seit fast zehn Jahren Musik für Bücherwürmer, Dandys und Mystiker. Weil es unter den Käufern von Pop-Platten nicht allzu viele davon gibt, fanden die drei bisherigen, ausgezeichneten Alben des Berlin-Hamburger Projektes leider nur wenig Verbreitung. Auch mit "Thrown Out Of Drama School" wird sich das wohl kaum ändern. Huldigen von Lowtzow und Mynther auf dem ätherischen Klangwerk doch mit nacktem Sound gescheiterten Künstlerexistenzen. ~ Eric Leimann (teleschau) aufklappen »
"Wir suchen das Brüchige, das Wagnis. Es muss sich schon an der Grenze des Scheiterns bewegen, damit wir das spüren, was wir spüren möchten." So erklärt Thies Mynther das zunächst seltsame Gefühl, das einen beschleicht, wenn man die neue Phantom Ghost-CD erstmals in den Player schiebt. Nur Klavier und Stimme sind zugegen - oberflächlich zumindest, denn eigentlich verwendete Mynther für die Aufnahmen zwei Klaviere plus eines, das er selbst nach den Lehren des John Cage präparierte.
Phantom Ghost haben immer schon Konzeptkunst zum Besten gegeben, die jedoch subtil genug war, sich nicht als solche auszugeben. Begannen von Lowtzow und Mynther noch auf dem Feld des heute etablierten Indietronic, wanderte man auf Album zwei und drei hin zu mystischem Minimal House und zuletzt zu akustischen Ambient-Klangwelten. "Thrown Out Of Drama School" ist nun eine Mischung aus Kunstliedabend und "unterbudgetierter Musicalaufführung", wie es die Band selbst verstanden haben will. Die nackte Ausstattung, der sich das Duo auch auf bei seinen Liveauftritten aussetzt, ist dabei durchaus gewollt - geht es doch in fast allen Songs um Künstlerexistenzen am Rande des Scheiterns, deren Ideen dem Mainstream zu weltfremd erscheinen.
Natürlich brennt auch die Referenzhölle wieder lichterloh, wenn von Lowtzow und Mynther ein paar Festmeter Bücher weggelesen, in stundenlangen Telefonaten zwischen Berlin und Hamburg besprochen und sich dazu musikalische Ideen übermittelt haben. Diesmal wird unter anderem dem Beatautoren Brion Gysin ("The Process") gehuldigt, der Experimentalfilmerin Maya Deren ("All Manner Of Things Shall Be Well"), der Autorin Alicia Drake ("Meshes Of The Afternoon"), dem französischen Komponisten Olivier Messiaen ("Ornithology") und dem Dichter T.S. Eliot. Auch wenn einen das Spröde des Albums anfangs abzuschrecken scheint, je öfter man dem Ganzen Zeit schenkt, desto mehr entfaltet sich die Schönheit der nackten Lieder. Auf Phantom Ghost ist eben Verlass. Selbst dann, wenn sie mit dem Scheitern spielen.