Nach ihrem 2006er-Album "Meds" und einer erfolgreichen Welttournee waren Placebo nach eigener Aussage am Ende. Man habe keinen Spaß mehr gehabt, sogar aufgehört, miteinander zu reden, lässt Sänger Brian Molko wissen. Aber auch ohne diesen problematischen Hintergrund wäre es berechtigt gewesen, sich zu fragen, wo Placebo, die inzwischen problemlos in der Rockfestival-Headliner-Liga spielen, noch hinwollen und -können. Insofern ist die Antwort, die die Band auf "Battle Of The Sun" gibt, dann doch erstaunlich: Placebo gehen tatsächlich noch einen kleinen Schritt weiter. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Denn die Unstimmigkeiten innerhalb der Band, die schließlich zum Ausstieg von Steve Hewitt führten, wirkten scheinbar befreiend. Gemeinsam mit dem neuen Schlagzeuger Steve Forrest, zuvor bei der kalifornischen Alternative-Rock-Band Evaline tätig, wirken Bassist Stefan Olsdal und Sänger Brian Molko leichtfüßiger, verspielter und zuversichtlicher als früher.
Schon der Opener "Kitty Litter" ist zunächst - nicht nur dem Titelnamen nach - düster dräuender Breitwandrock höchsten Placebo-Standards, bevor der Song plötzlich durch seltsam euphorisierende Handclaps unterbrochen wird. Und dieses - im besten Sinne ungewohnte - Spiel mit Erwartungen, Stimmungen und überraschenden Wendungen setzt das Trio fort. Herausragendes Beispiel hierfür ist sicherlich der Titeltrack, der sich vom schleppenden Rocksong über fünfeinhalb Minuten zur sinfonischen, streicherbegleiteten Hymne aufschwingt. Noch auffälliger ist allerdings der nicht nur hier durchblitzende neue Optimismus der Band.
Streicher, Bläser, Backgroundchöre, ein ums andere Mal hellen Placebo ihren ureigenen, dichten Gitarrenrocksound auf. "The Never-Ending Why" erinnert mit herrlich-schrägen Saxofonen an die Glamrock-Wurzeln der Band. In die Single "For What It's Worth" darf sich das leicht abgewandelte Thema des Spieleklassikers "Tetris" mischen. Und "Bright Lights" schließlich klingt luftig und transparent - und ist womöglich der bisher beste Popsong ihrer Karriere.
Zugegeben: Gegen Ende des Albums sind die neuen Spielmöglichkeiten aufgebraucht, beschreiten Placebo im wahrsten Sinne breit ausgetretene Pfade. Aber der Schritt nach vorne, den das neu formierte Trio zuvor gewagt hat, ist - ist trotz oder gerade wegen aller Umstände - dennoch bemerkenswert.