Definition of Real

Das ist die Definition von real, also das als was sich Florida Rapper Plies bezeichnet. Dieser hat schon im Vorjahr mit seinem Debüt "The Real Testament" auf sich aufmerksam gemacht und konnte 2008 seinen Erfolgslauf zweifelsohne fortsetzen. Wie ich das behaupten kann? Tzja, in der Realität hat Plies seinen Zweitling "Definition Of Real" bereits im Juni veröffentlicht, in der Realität konnte sich Plies zudem über eine Top-10 Single und eine Goldene Schallplatte freuen, doch es entspricht auch der Realität, dass das Album in Deutschland bisher nicht erhältlich war. Vermutlich wollte man bei Warner Germany erst abwarten bzw. wurde vielleicht überhaupt erst durch die guten US-Verkaufszahlen aufmerksam. Zudem wurde das reale Cover gegen ein kundenfreundlicheres Bild ausgetauscht. Irgendwie noch verständlich, warum allerdings auch die zweite Single "Please Excuse My Hands" von der Tracklist gestrichen wurde, weiß in der Realität wohl niemand so genau. All das soll uns aber nicht daran hindern trotzdem einen Blick auf das Album zu werfen.

Was kann man also von einem Plies Album erwarten bzw. was erwartet uns, wenn man bisher noch nicht mit dem Mann aus Florida zu tun hatte? Prinzipiell ist das Konzept relativ simple und daran hat sich seit dem Vorgänger auch nicht sehr viel geändert. Die Produktionen stammen eigentlich aus gutem Hause, mit J.R. Rotem, Drumma Boy, DVS und Midnight Black ist man also mehr oder weniger gut bedient. Die Soundkulisse ist trotz Plies? Goon-Gehabe nach wie vor sehr R&B-lastig, und auch die Gästeliste lässt daran keine Zweifel. Plies selbst ist mit einer definitiv unverwechselbaren Stimme gesegnet, auch wenn diese auf Dauer durchaus nerven kann. Sein Flow ist eingängig aber gleichzeitig auch sehr träge und monoton. Klingt im ersten Moment vielleicht nicht so überzeugend, aber ein Reinhören lohnt sich auf alle Fälle, denn Plies macht durchaus einiges richtig.

Synthie-Bretter a la "Who Hotter Than Me" und "I?m Da Man" strotzen vor Selbstüberschätzung und liefern dem South-Kopfnicker ideales Futter. Der Rest ist wie bereits erwähnt eher ruhiger angelegt, was aber keineswegs ein Kritikpunkt sein soll. Plies beherrscht sein Handwerk ganz gut und so rappt er über die großteils sehr stimmigen Beats alleine oder in R&B Begleitung. Das Ergebnis variiert dabei zwischen Hitsingle ("Bust It Baby (Part 2)"), Autotune-Ohrwurm ("Watch Dis") und belangslosem Durchschnitt ("Feel Like Fuckin", "Bushes"). Textlich gibt es dabei genau zwei Themen: seine Goons und sein schon fast pubertärer Notstand auf die weiblichen Feuchtgebiete. Umso überraschender sind daher das mit Patti LaBelle Sample bespickte "Somebody (Loves You)" und "Rich Folk" auf denen Plies tatsächlich versucht eine sinnvolle Message zu übermitteln. Auch "1 Day", auf dem er gefühlvoll den Verlust eines Freundes verarbeitet ist ein absolutes Highlight.

"Defintion Of Real" ist kein Klassiker, aber ein durchaus solides Album, das vor allem South-Fans gefallen dürfte. Ich persönlich war sogar positiv überrascht. Höhen und Tiefen halten sich die Waage, Tracks wie "Watch Dis" haben sogar Rotationspotential. Wer das Album noch nicht kennt sollte auf jeden Fall mal hineinhören. Bleibt nur zu hoffen, dass der Nachfolger "Da REAList", welcher bereits am 16. Dezember erscheinen soll, nicht wieder solange nach Deutschland braucht.