Einige Berufsnörgler witzelten im Internet, dass Poisonblack weiter nichts als der schwarze Rivale von Poison seien. Quatsch. Offensichtlich aber, woher das kam. Einige typische Dunkelrockelemente, dazu Ville Laihiala, der den Typus des frauenbetörenden, etwas kaputten und dadurch nur noch attraktiveren Frontmannes verkörpert, fertig ist das verzerrte Bild. Dass er mit dem anderen, bekannteren Ville und seine Band mit Posern und modernden Romantiksärgen nicht viel am Hut hat, beweist "A Dead Heavy Day", ein Album mit geradezu programmatischem Titel. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Das Intro schluckt Wüstensand statt Wolfstränen, "Diane" anschließend kracht dermaßen ins Gebälk, dass selbst Headbanger kurzzeitig in Deckung gehen. Double-Bass, Metallica-Riff, eine herrlich verrotzte Stimme, den Spöttern geht es an den Kragen. Härter sind Poisonblack geworden. Die Gitarren fallen sofort auf. Dreckig, geradezu Stoner-Rock-kompatibel, wohltuend ungeschliffen; komplett umgekrempelt wurden sie. Der Sentenced-Sänger Ville Laihiala rief Poisonblack ursprünglich ins Leben, um sich als Gitarrist auszutoben. Nach "A Dead Heavy Day" ist man überzeugt, dass alles zuvor bessere Aufwärmübungen waren.
Dies soll nicht bedeuten, dass sich Poisonblack der Melancholie verweigern. Die Melodien bemühen sich lediglich, die Weinerlichkeit zu umschiffen. Die erste Single "Bear The Cross" oder "Me, Myself & I" bewegen sich im Gothic-Häuschen, am Eingang jedoch haben sie nicht sämtliche metallenen Kleidungsstücke aus Sicherheitsgründen abgeben müssen.
Die wahren Meister machen sich auf "A Dead Heavy Day" jedoch bemerkbar, wenn Konventionen über Bord geworfen werden. "Only You Can Tear Me Apart" ist da mit seinen über sieben Minuten zu nennen, oder "X": Das Stück ist langsam, ja. Vielleicht darf es sich Ballade schimpfen. Muss es aber nicht. Vier Uhr morgens in einer Bar, die Kopfschmerzen haben den nächsten Tag bereits gebucht, dort irgendwo bewegt sich der Song. Seufzen geht nicht nur im Walde, sondern auch am Tresen. Die Kundschaft wird bedient, die Location hat sich verändert. Ein geschickter Schachzug, der Poisonblack helfen dürfte, sich von den ewigen Vergleichen mit Sentenced zu befreien. Wobei: Die schießen im Gegensatz zu den Poison-Kommentaren nicht völlig ins Leere.