Satanic Satanist

Soul hatten sie immer schon. Trotzdem ist die Entwicklung, die Portugal. The Man auf ihrem neuen Album einschlagen, eine ziemliche Überraschung. Erst im letzten Jahr, mit der Veröffentlichung des dritten Studioalbums "Censored Colors", hatten sie die teilweise Neuerfindung als pop-dramatische Alternative-Rockband gefeiert. Kritiker applaudierten unisono, lobten die Hinwendung zum Pop und bezeichneten das Album als ihr bislang bestes. Portugal. The Man haben aber noch mehr zu bieten.

Auf "The Satanic Satanist" wendet sich das Quartett dem Groove-Rock der 60er-Jahre zu, huldigt dem Motown-Sound und den Beatles gleichermaßen. Frontmann John Gourley hat seinen Falsett-Gesang weiter perfektioniert und insbesondere im mehrstimmigen Zusammenspiel mit den anderen Bandmitgliedern werden Ebenen erreicht, die so aktuell nur von artverwandten Formationen wie Dr. Dog bekannt sind.

Das Arbeitsprinzip von Portugal. The Man scheint zwei Konstanten zu folgen: jedes Jahr eine neue Platte und auf jeder Platte ein neuer Sound. Mit ihrem 2006 veröffentlichten Debüt "Waiter: You Vultures!" hatten sie sich noch in die Nähe von The Mars Volta und deren genial strukturlos wirkendem Post-Emo-Rock gerückt. Ein Jahr drauf folgte das aggressivere Rockalbum "Church Mouth", dann "Censored Colors". Jetzt also das Pop-Album, das hippieske Sommer-Album. Hier scheint die Sonne, elf Stücke, 35 Minuten lang, vollkommen entspannt und ohne auch nur den Hauch einer Wolke am Horizont erkennen zu lassen. Mal abwarten, was ihnen im nächsten Jahr so einfällt.