Die Zeiten ändern sich, das Bewusstsein auch. Die Leute wollen wieder Qualität und keinen Billigramsch. Reines Bio statt farbmittel- und Zusatzstoff-verseuchtes Fertigzeug. Tatsächlich scheint sich auch in der Musik ein ähnlicher Wandel zu vollziehen. Musik aus der Retorte muss zunehmend dem guten alten Handwerk Platz machen. Vorhang auf für Priscilla Ahn, mit der man durchaus "A Good Day" haben kann. ~ Nina Hortig (teleschau) aufklappen »
Irgendwie scheint jeder eine Gitarre zu Hause und einen Schreibblock in der Hosentasche parat zu haben. Es betreten aktuell mehr Singer / Songwriter die Bühne, als man für möglich hält. Immerhin ist Talent nichts, was auf dem Wühltisch für lau unter die Leute gebracht wird. Und doch ist die Flut dieser Do-it-yourself-Musiker mit einer guten Portion davon ausgestattet. Die junge Frau, die sich hier die Gitarre umschnallt und nicht nur durch ihre zierliche, adrette Erscheinung, sondern vor allem durch ihren klaren Gesang betört, heißt Priscilla Ahn.
24 Jahre jung ist sie und kann den Kellnerjob, mit dem sie sich derzeit in Los Angeles noch über Wasser halten muss, bald vollends an den Nagel hängen. Priscilla kennt nämlich die richtigen Leute. Etwa den Produzenten Barry Maguire von Blue Note Records, wo auch Norah Jones ihre musikalische Heimat fand. Den überzeugte die aus Korea stammende Amerikanerin mit glockenheller Stimme, Gitarren- und Mundharmonikaspiel sowie netten Geschichten, die sie in Ohren schmeichelnden Mehrzeilern erzählt. Darüber hinaus hält Priscillas Debüt "A Good Day" facettenreiche Melodien und Überraschungsgäste wie eine singende Säge und eine Ukulele bereit.
Dennoch ist das Album eben nur ein weiteres von vielen neuen Singer- / Songwriter-Alben. Leider keines von denen, die den Hörer mit voller Wucht treffen, sein Herz öffnen und berühren. "A Good Day" ist Hintergrundmusik, gute Hintergrundmusik zwar, die auch schon in der US-Serie "Grey's Anatomy" platziert wurde. Der Operationssaal der Erfolgsserie wird überhaupt gerne als Plattform für neue Musiker genutzt. Sie dürfen zu Nierentransplantation und Kaiserschnitt erstmals für ein Millionenpublikum singen. Doch darüber reichen Priscillas Geschichten leider auch nicht hinaus.