Ob jemals wieder ein Album des legendären Wu-Tang Clans erscheint, lässt sich vermutlich nur in RZAs Kaffeesatz nachlesen. Selbst das Oberhaupt tat sich in den letzten Jahren schwer, alle Mitglieder der wegweisenden HipHop-Crew im Studio zu versammeln. Egal, dann treffen sich eben nur die Zugpferde Method Man, Raekwon und Ghostface Killah, zimmern fix ein Album und nennen sich dafür der Einfachheit halber Meth, Ghost & Rae. Doch so brachial wie es der Titel "Wu-Massacre" suggeriert, ist die Scheibe gar nicht: astreine Wu-Kost, und die schmeckt eben auch aufgewärmt noch vorzüglich. ~ Gregor Jossé (teleschau) aufklappen »
Neu erfunden wird hier nichts. Beats aus dem Wu-Baukasten, und dessen Einzelteile sind seit jeher dieselben. Dreist gesampelte Soul-Klassiker in Dauerschleife, im Bassbereich gemäß den Genre-Konventionen mit drückenden Drums aufgeblasen. Einziger Überraschungsmoment ist das ungewöhnlich elektronisch anmutende "It's That Wu Sh*t". Abseits vom Standard-Repertoire nach Instrumentals zu graben, wäre also durchaus möglich. Doch Meth, Ghost & Rae überlassen nichts dem Zufall, sie gehen auf Nummer sicher - und auch das funktioniert, wie schon Mitte der 90er-Jahre, als der Clan im Zenit stand.
Textlich nicht anders. Der etwas altersschwache Method Man, der ewig hungrige Ghostface Killah und der seit seiner letztjährigen Solo-Platte wiederauferstandene Raekwon tun, was sie am besten können und servieren hanebüchene Stories aus der Hood. Nutten, Kokain, Kohle, Knarren bis zum Exzess. Alles schon tausend Mal da gewesen, aber - und das ist vor allem Ghosts genialer Fantasie zuzuschreiben - auf "Wu-Massacre" plastischer als je zuvor. Gut möglich, dass an den Geschichten kein Funken Wahrheit dran ist. Doch wer glaubt schon Rappern? Immerhin zeichnen Meth, Ghost & Rae ein lebendiges Bild vom stilisierten Getto, das seinesgleichen sucht. Fast so, als hätte man Al Pacinos "Scarface" auf Platte gepresst.