Way I See It

Als früherer Bassist von Prince und als Mitglied der 90er-Soul-Gruppe "Tony!Toni!Toné!" vereint der Mann musikalische Kompetenzen, die innerhalb des Genres einzigartig sind. Als Komponist und Arrangeur schuf Charlie Wiggins, quasi nachdem er die Neo-Soul-Bewegung mit ins Leben rief, Songs für Macy Gray, Kelis, D'Angelo oder Joss Stone. Daneben zählten The Roots, John Legend und TLC zu den Nutznießern von Saadiqs Talent.

"The Way I See It" ist das dritte Solo-Album des nun 43-Jährigen, der sich ganz weit in die Historie zurückwagt. Schon "Sure Hope You Mean It" macht klar, wohin Raphael Saadiq hin will: nach 1965, musikalisch zumindest. Dass er dort landet, ist gewiss. Denn alles an diesem schwarzen Schlager klingt so authentisch - analoge Instrumentierung inklusive. "100 Yard Dash" ist ein Low-Rider-Traum, der an Coolness nicht zu überbieten ist, während das zum Paartanz auffordernde "Big Easy" für den großen Tanzsaal gedacht ist. Auf "Just One Kiss" darf sich das junge, weiße Stimmwunder Joss Stone den Kuss ihres Mäzen abholen, und spätestens bei "Love That Girl" wünscht man sich die 60er-Jahre - höchstens vielleicht mit den Annehmlichkeiten und gesellschaftlichen Entwicklungen von heute - zurück. Das einzige Zugeständnis an die Moderne bildet die Remix-Variante vom thematisch zeitlosen "Oh Girl", das von Rapper Jay-Z bespurt werden durfte. Gebraucht hätte es das nicht. Dieses Zugeständnis - wahrscheinlich an die Auflagenpolitik des Labels - jedenfalls tut der gesamten Genialität des Albums keinen Abbruch.