Über die meisten der nicht wenigen Soloalben von Rick Wakeman lässt sich streiten. Besonders über die jüngeren. Die ersten Würfe des Yes-Keyboarders dagegen wussten uneingeschränkt zu begeistern. 15 Millionen Exemplare sind bis heute von "The Six Wives Of Henry VIII" verkauft worden. Es war Wakemans Debüt und bereits damals stand der Hampton Court Palace als Wunschort für eine Aufführung fest. 36 Jahre später war es dann so weit. An zwei Abenden im Mai 2009 wurde das instrumentale Progrock-Album in seiner ganzen Pracht dargeboten und auf DVD festgehalten. Inklusive "Defender Of The Faith", dem Stück, welches schlicht aus Platzgründen nicht auf dem Originalalbum enthalten ist. Diesmal gab es keine Einschränkungen. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Der Keyboard-König ist ein etwas kauzig anmutender Mann kurz vor seinem sechzigsten Geburtstag, seine "Six Wives Of Henry VIII" sind auch nicht mehr die Jüngsten. Meine Damen und Herren, willkommen zu 105 Minuten verstaubtem Keyboardgeschwurbel aus Seniorenhand? Nein. Die rettende Lösung: Lasst uns ein Spektakel veranstalten! Was bei unsäglichen "Rock meets Classic"-Treffen und beim Trans-Siberian Orchestra funktioniert, wird hier mit dem künstlerischen Progressive-Aspekt aufgewertet und mit Klassikerflair veredelt.
Bestandteile dieser Atmosphäre: die großartige Kulisse des Hampton Court Palace. Die weitläufige Bühne mit exzellenter Lichtshow. Das Orchester und der Chor - optisch mindestens ebenso eindrucksvoll wie akustisch. Das English Rock Ensemble, unter anderem mit dem ehemaligen Jethro-Tull-Bassisten Jonathan Noyce, dem Perkussionisten Ray Cooper und Sohnemann Adam Wakeman als Keyboard-Verstärkung. Und zur Auflockerung erzählt der Schauspieler Brian Blessed ("Blackadder", "Robin Hood - König der Diebe") mit Humor und kraftvoller Stimme zwischen den Stücken die Geschichten der Ehefrauen und ihres Königs.
Progressive Rock auf breiter Leinwand, in guter bis brillanter Ton- und Bildqualität. Da wird gerne übersehen, dass die von Wakeman verwendeten Sounds teilweise renovierungsbedürftig sind. Dass die Bühnenaufbauten inklusive buchstäblicher Keyboard-Burg sowie die Kostümierung das ganze Szenario an die Kitschklippe drängen. Aber keine Angst, es stürzt nicht ab. Dank der Musik. Denn die ist auch 36 Jahre nach ihrem Entstehen noch faszinierend.