Dass Robert Francis seine Songs mit seiner eigenen Stimme gesungen haben soll, scheint fast ein bisschen unglaubwürdig. Denn zum einen klingen die Stücke auf seinem zweiten Album "Before Nightfall" mal nach Bruce Springsteen, mal nach U2 und zwischendurch sogar ein kleines bisschen nach Bob Dylan. Zum anderen, und noch wichtiger, ist die Stimme einfach viel zu alt. Mit 22 Jahren sollte eigentlich niemand so abgekämpft klingen. Tut er aber eben doch. Mit diesem Pfund kann Francis wuchern, und das tut er auch genüsslich. Zu seinem Glück - und dem der Hörer. ~ Sabine Metzger (teleschau) aufklappen »
Ob die Arrangements ganz sparsam auf Gitarre und Gesang beschränkt sind oder ob sie neben der üblichen Bandbesetzung noch mit Klavier, Backgroundsänger, Mellotron und Orgel opulent ausgestattet werden: Francis' Stimme steht immer im Vordergrund. Und klingt meist so rau, dass selbst kitschtriefende Zeilen wie "Darkness be my friend tonight" irgendwie ehrlich wirken.
Überhaupt liefern seine Worte viel eher Hinweise auf Francis' Alter als seine Stimme. Der Sänger verarbeitet auf "Before Nightfall" eine zerbrochene Beziehung zu seiner - so lassen die Texte erahnen - den Drogen verfallenen Jugendliebe. Eine dramatische Thematik, sicher, aber trotzdem gelegentlich mit etwas zu viel Pathos verarbeitet.
Auch scheint Francis noch nicht seine eigene Richtung gefunden zu haben. Nicht nur sein Gesang erinnert immer wieder an ältere, berühmtere Künstler, auch sonst finden sich in den Stücken Hinweise auf prominente Vorbilder. "I Like The Air" etwa klingt ein wenig nach den Doors, und die erste Single "Junebug" hätten vielleicht auch Echo And The Bunnymen schreiben können. Immerhin verbastelt Francis die fremden Elemente sehr gekonnt. Wie sollte es auch anders sein, schließlich wuchs er in einem Musikerhaushalt auf und bekam, so geht die Fama, seine erste Gitarre mit neun Jahren vom legendären Gitarristen Ry Cooder geschenkt (der auch in der Countryhymne "Climb A Mountain" einen Gastauftritt hat). Trotzdem wünscht man sich gelegentlich, Francis möge etwas weniger Energie in die Imitation seiner Vorbilder stecken und etwas mehr in die Entwicklung eines eigenen Stils. Bei dem Talent wäre der sicher interessant genug.