In einer lässigen Sitzposition, den Finger auf den Mund gelegt, so zeigt sich Robert Plant kurz vor der Veröffentlichung von "Band Of Joy" auf der Eingangsseite seiner Homepage. Ein Deutungsversuch: Cool bleiben, lieber Besucher. Nicht darüber aufregen, dass das einzige geplante Deutschlandkonzert abgesagt wurde. Sondern verstummen und ehrfurchtsvoll den Klängen lauschen. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Kürzlich ließ der 62-Jährige verlauten, dass er sich weit vom schweren Rock entfernt fühle. Led Zeppelin waren einmal. Mit diesen trug er sich in die Geschichtsbücher ein, die wenig bekannte "Band Of Joy", in der neben Plant auch John Bonham vertreten war, ist einer ihrer Vorgänger. Jetzt, mehr als 40 Jahre nach deren Formierung, wird der Bandname wieder aus der Schublade des Vergessens gekramt. Nicht, weil auf der Platte unterschlagene Glanztaten von damals zu hören wären. Sondern weil es wie damals interessant schien, Songs von anderen Künstlern in etwas Eigenes zu verwandeln.
"Sometimes your voice is not enough", lautet eine Zeile aus der kunstvoll interpretierten Low-Komposition "Silver Rider". Einspruch. Plants Stimme reicht aus, um "Band Of Joy" zu einem besonderen Hörgenuss werden zu lassen. Bei ihr, die heutzutage mehr schluchzt als schreit, mehr beruhigt als aufregt, werden sie alle weich: Country, Folk, Rock, Blues. Alles ist verbunden durch die beizeiten reduzierte, aber immer ungemein entspannte Art, die Plant an den Tag legt: Eine Townes-van-Zandt-Nummer ("Harm's Swift Way") steht selbstverständlich neben einer brummelnd-lebendigen Version des Los-Lobos-Songs "Angel Dance". Die Vertonung eines 150 Jahre alten Gedichtes ("Even This Shall Pass Away") neben einem schunkelnden Antiquariats-Klassiker ("Falling In Love Again"). Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind auch die ausgezeichneten Mitstreiter, allen voran Buddy Miller, der produzierte und Gitarre spielte, sowie Patty Griffin als Gesangspartnerin.
"Band Of Joy" ist kein Hard Rock. Wenn schon, dann ist es im Umfeld einiger Soloalben und "Raising Sand" anzusiedeln, diesem Grammy-überschütteten Meisterwerk, welches Plant mit Country-Star Alison Krauss schuf. Wobei berichtet wird, dass momentan auf der Bühne auch Songs der Zeppeline zu neuen Ehren kommen. Spannend. Vielleicht klappt es ja doch noch mit den Deutschland-Konzerten. Zu hoffen wäre es nach einer Platte wie dieser allemal.