Es ist das, was man gerne das reife Alterswerk nennt: In den letzten zehn Jahren konzentrierte sich Rod Stewart vornehmlich auf die Interpretation fremder Songs. Eine durchaus angemessene Beschäftigung für eine 64-jährige Legende der Pop- und Rockmusik, die eigentlich niemandem mehr etwas beweisen muss. Und ein Mann seines musikalischen Standes lässt natürlich bei solchen Unternehmungen kaum etwas anbrennen, wie bereits seine mehrteilige "Grammy"-preisgekrönte "Songbook"-Reihe bewies. Und dennoch darf jetzt bei "Soulbook" eine Frage gestellt werden: Wer braucht Stewarts Interpretationen von Soul-Klassikern? ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Denn wie viele reine Coveralben ist auch sein "Soulbook" eine äußerst zwiespältige Angelegenheit. Selbst wenn man die Diskussion über Sinn und Zweck solcher Unternehmungen außen vor lässt. Und man Stewart natürlich zugesteht, dass dies, wie er selbst in den Liner Notes sagt, "das Album ist, auf das ich mein Leben lang gewartet habe", er mit den Songs Erinnerungen an seine Jugend verbinde, an das "Transistor-Radio, das permanent an meinem Ohr klebte". Doch so sehr dies hier auch eine persönliche Herzensangelegenheit sein mag, auf vielen Seiten seines Soul-Buches ist seine Handschrift, die ihm ureigene, tolle Reibeisenstimme, leider fehl am Platz.
Erlaubt sich seine eingespielte Backing-Band auch keine Fehler, überzeugt die Produktion auch durch angenehme Zurückhaltung, manche der ausgewählten Songs liegen Stewart einfach nicht. Der Einstieg mit "It's The Same Old Song" (Four Tops) gelingt noch hervorragend, beim darauf folgenden "My Cherie Amour" (Stevie Wonder, der hier als Gast an der Mundharmonika mitwirkt) fehlt es Stewart am nötigen zarten und tief empfundenen Schmelz in der Stimme. Ähnliches gilt für die Balladen "You Make Me Feel Brand New" (The Stylistics, im Duett mit der ungewöhnlich blassen Mary J. Blige) und "If You Don't Know By Now" (Simply Red). Besser stehen ihm hier definitiv die Uptempo-Songs zu Gesicht und Organ, in "Higher & Higher" (Jackie Wilson) und "Love Train" (O'Jays) wirft sich der Brite mit Schwung, Verve und - ja - eleganter Klasse. Also genau so, wie man es sich von einer Legende wie ihm erwartet. Und an jener kratzen auch einige mittelmäßige Covers, die er hier abliefert, eh nicht mehr.