Der Vergleich darf zum einen als eindeutiger Hinweis auf ein Dasein als Kritikerlieblingsband gelten: Im Presseinfo zu "Let It Beep", dem zweiten Album von Royal Bangs, werden Neutral Milk Hotel als Referenz angeführt. Von denen - Experten der Materie ausgenommen - wohl kaum ein Normalsterblicher je gehört haben dürfte, deren 1997er-Album "In The Aeroplane Over The Sea" aber Geschmacksinstitutionen allerorten als übersehenes Meisterwerk gilt. Viel wichtiger aber: Der weit hergeholte Vergleich zeigt die Ratlosigkeit bei der Einordnung dieses feinen Albums. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Die Band aus Knowville, Tennessee macht es aber nicht nur ihrer Plattenfirma schwer. Sänger Ryan Schaefer und seine Mannen hetzen ständig leicht nervös wirkend an einer Vielzahl an stilistischen Möglichkeiten vorbei, die einzeln schwer zu fassen sind und sich nur bei extremer Dehnung des Begriffs noch als Indie-Rock subsumieren lassen. Zudem bewegen sie sich dabei auch noch ungeheuer leichtfüßig - schrammen nur haarscharf an eingängigen Popsongs vorbei.
Denn bei allen Noise-Attacken, wildem und ungestümem Georgel, analogem Elektronikgefiepe, Dance-Pop-Elementen wie Kuhglocke, Stimmeffekten und bratzigen Bässen und ständigen Tempiwechsel: Keines der Stilmittel wirkt aufgesetzt, am Ende stehen immer herrlich ausgefranste, aber immer hochmelodiöse Songs wie "Poison Control" oder "1993", die an die besten Zeiten von Indie-Rock-Urvätern wie Dinosaur Jr. oder Pavement erinnern. Oder lupenreine Discofeger wie "My Car Is Haunted" oder "Shit Xmas", bei denen man durchaus mal den Namen LCD Soundsystem fallen lassen kann. Zugegeben: So richtig Sinn machen auch diese Vergleiche nicht. Aber vielleicht dennoch besser als gleich Neutral Milk Hotel heraufzubeschwören. Denn Royal Bangs sollten in Zukunft kein Dasein als ewige, geheime Kritikerlieblingsband fristen müssen.