Retrospective, Vol. 3

"Eine Best Of ist doch schnell zusammengestellt - wozu verschieben?" mag sich mancher da denken. Die kanadische Rockband Rush arbeitet aber anders als viele Kollegen. Die Dekade von 1989 bis 2007, ihre Phase bei Atlantic Records, umspannte Alben wie "Presto", "Counterparts" oder "Roll The Bones" - bevor sie, evoziert durch Pearts persönliche Tragödien (seine Frau und Tochter starben) bis 2002 pausierten. Danach kamen noch "Vapor Trails", "Test For Echo" und "Snakes & Arrows" (hier mit "Working Them Angels" und "Far Cry" repräsentiert).

Die drei Rocklegenden haben sich bei der Zusammenstellung aus diesen verschiedenartigen Werken aber nicht nur darauf beschränkt, ein paar Hits zusammenzuschustern, sondern rare Ware, Remixe und Besonderes auf Silberling gebannt. So fand das vorher unveröffentlichte "Ghost Of A Chance" seinen Weg aufs Album, das in Atlanta während der 2008-er Tour aufgenommen wurde, "One Little Victory" und "Earthshine" von "Vapor Trails" wurden geremixt, und so weiter. Der echte Fan greift natürlich zum CD-DVD-Set, dort finden sich zusätzlich zehn Video-Clips, drei Konzertausschnitte von der R30-Jubiläums-Tour 2004 und ein TV-Auftritt der Band.

Nach dem Progrock der frühen Phase ab 1973 und den keyboardlastigeren, technisierteren Songs der 80-er traten Rush mit äußerst unterschiedlichen Alben ihre dritte Schaffensperiode an, die hier repräsentiert ist. Vom Hardrock ohne Keyboard bis zu regelrecht lyrischen Elegien - Rushs Reifephase war vielseitig. Was sich auf diesem Album gut zeigt: Vom wavigen "Roll The Bones" über den grungigen "Earthshine"-Mix mit einem Stopp beim funky Beat von "Leave That Thing Alone" zum akustischen Beginn von "Nobody's Hero" zeigt sich die ganze Bandbreite dieser Band. Eine Art Makrokosmos sämtlicher Phasen, die sie durchlaufen haben, im "Schnelldurchlauf" von zwölf Jahren noch einmal durchlebt.