Es gibt sie noch, die hohe Kunst - auch in der Musik, auch in Zeiten musikalischen Fast-Food-Konsums. Feinschmecker wissen, wo sie sie finden, die Haute Cuisine der Klänge. Etwa auf Sarah Sleans neuem Album. Gehaltvoll und dennoch leicht, frisch, inspiriert und einprägsam im Abgang ist ihr erstklassiges 12-Gänge-Menü "The Baroness". Bon Appetit! ~ Nina Hortig (teleschau) aufklappen »
Haute Cuisine, die so genannte Hohe Küche, stammt aus Frankreich, wo sie sogar als Kunstform angesehen wird. In eben jenem Land der großen Köche, Dichter, Denker und Maler fand Sarah Slean auch die Inspiration für ihre neuen Songs. Für sieben Monate zog es die Kanadierin aus Toronto nach Paris, wo sie in einem winzigen Appartement wohnte, eingekesselt von einem Bett, einem Schreibtisch und einem weißen Piano. In dieser beengten Atmosphäre kann man nicht arbeiten, aber zumindest seine Gedanken und Ideen sammeln.
Wieder zurück in der Heimat richtete die zierliche Musikerin gemeinsam mit ihrem Co-Produzenten, dem Ton-Ingenieur und Musiker Jagori Tanna von der Formation Mother Earth, ein Heimstudio ein, um einen Nachfolger zu "Orphan Music" zuzubereiten. Dort entstanden die vollmundigen Kreationen: ruhige Singer- / Songwriter-Gänge, deren Texte voller Poetik und Tiefgang sind, auch wenn es meist um das alte Thema Liebe geht. Garniert sind die Stücke mit Streichern und Piano, das Sarah selbst spielt. Ihre klare, facettenreiche Stimme verleiht dem Ganzen schließlich die krönende Note.
So wie ein Mehrgänge-Menü die Geschmacksknospen herausfordert, kitzelt Sarah Slean die Emotionen ihrer Zuhörer. Die neue Platte der Vollblutkünstlerin - die 30-Jährige wird auch für Ihre Bilder und Gedichte geschätzt - ist ein Album für die Sinne. Wer sich darauf einlässt, erlebt vom getragenen, Folk-ähnlichen Opener "Hopeful Hearts" bis zum melancholischen Schlussakkord "Looking For Someone" ein wohliges Wechselbad der Gefühle. Das mundet.