Violence Is Golden

Das größte Pfund, mit dem die Scanners wuchern können, ist aber sicherlich die große Stimme von Sängerin/Bassistin Sarah Daly. Sie drängelt sich ruppig nach vorne wie einstmals Debbie Harry von Blondie, kreischt, trällert und haucht sensibel, wie es eben nur selbstbewusste Londoner Gören fertigbringen. Zusätzlich gibt sich das Quartett nicht mit schnödem Abklatsch der größten Wave-Momente der 80-er zufrieden, sondern greift gleichermaßen routiniert bei Indie-Rock, Folk und Postpunk ab. Das sorgt für die nötige Abwechslung. Während der Opener "Joy" mit molligen Laut-Leise-Strukturen, präsenten Synthies und maschinell-sägenden Gitarren noch beinahe klassisch wave-ig klingt, geht beim nächsten Track "Lowlife" schon die sprichwörtliche Sonne auf. Ein hoffnungsvoller und einprägsamer Refrain weckt Erinnerungen an große britische Pop-Momente, die aber im auch schon nicht mehr ganz frischen Grunge-Korsett präsentiert werden.

Dabei wirkt die Band keineswegs in der musikalischen Vergangenheit gefangen, die Songs klingen auf eine Art frisch, an die man sich schnell gewöhnt hat. Sogar die leicht verräucherte Psychedelik des monotonen "Evil Twin", mit seinen Tablas, Akustikgitarren und dem einlullenden Gesang kann da nicht mehr schocken. Denn Scanners setzen ihre Akzente zur richtigen Zeit. Die Wechsel von kaltem Rock zu warmem Pop sind geschickt inszeniert, und über allem ertönt Sängerin Daly, die der Band wahrscheinlich noch den deutlichsten Stempel aufdrückt.

Im Bonusteil hat "Violence Is Golden" zusätzlich noch vier Remixes zu bieten, die erstaunlicherweise auch nicht unter der Lustlosigkeit leiden, die Bonus-Mixes so oft zuteilwird.