Sinnfonie

Schandmaul nehmen den Mund ziemlich voll. Können es aber auch. Denn es ist schon ziemlich imposant, die 7.000 Zuschauer im Zenith zu sehen, die nicht nur aus München kamen. "Warum machen wir es nicht genauso wie die Fußballclubs und karren unsere Fans aus ganz Deutschland an? Daraus wurden 22 Busse", sagt Sänger Thomas Lindner. Gemeinsam mit Regisseur Jörg Maas kommentiert er das Geschehen in vierundzwanzig Minuten "Making Of". Das übrigens ist der einzige Bonus auf dieser Doppel-DVD, es bleibt also Platz für eine umfassende Werkschau. 36 Titel sind vereint, die reine CD-Version der "Sinnfonie" begnügt sich hingegen mit 26. Auch die technische Leistung kann sich sehen lassen: Obgleich Split Screens und gelegentliche Schwarzweiß-Schlenker nicht jedermanns Sache sind, so herrscht doch Begeisterung. Verantwortlich dafür sind die ausgewogene Kameraführung und ein Ton, welcher nichts verhüllt und damit die Live-Atmosphäre unbeschädigt ins Wohnzimmer transportiert.

Der Hauptpreis des Abends jedoch geht an die Interaktion zwischen Band und Publikum. Natürlich werden die üblichen Sing- und Springspiele angezettelt. Nur ist an diesem Abend alles eine Nummer größer. Da wird besonders gerne in die Knie gegangen, besonders gerne Textsicherheit bewiesen, besonders gerne dreingeschaut, als ob im nächsten Moment eine Träne die Wange hinunter kullern würde. Schandmaul sind anfangs besonders nervös und begrüßen besondere Gäste: Neben einem dreiköpfigen Backgroundchor finden sich Frau Schmitt von Subway To Sally sowie Benni Cellini und Muttis Stolz von der Letzten Instanz auf der Bühne ein.

Selbst wer Schandmaul nicht in München, sondern an einem anderen Ort auf ihrer "Anderswelt"-Tour gesehen hat, wird gebannt gewesen sein, als jede Menge Teenies, Familienväter, Rocker und Mittelalterfans ihre Helden gemeinsam abfeierten. Die "Sinnfonie" unterstreicht Breitentauglichkeit und musikalische Bandbreite gleichermaßen. Höhepunkte sind sowohl auf der ruhigen ("Prinzessin", "Dein Anblick"), als auch auf der lebhaften Seite ("Vogelfrei", "Kein Weg Zu Weit"), sowohl unter den Besonderheiten ("Königin"), als auch unter den Favoriten ("Die Walpurgisnacht") zu finden. Nach der Echonominierung ist dieser Mitschnitt das nächste Zeichen dafür, dass Schandmaul ganz oben angekommen sind.