Musik kann Berge versetzen. Vielleicht klappt es ja auch mit Wäldern. Obwohl derjenige, um den es in "Amazônia - Live In The Jungle" geht, eigentlich dort bleiben sollte, wo er ist. Stoppt die Zerstörung des Regenwaldes! Stoppt die Abholzung! Das sind die Botschaften, die sich dir Scorpions auf die Fahne geschrieben haben. Die Hannoveraner tun Gutes - wieder einmal. Die Hymne zur Wende haben die Rocker geschrieben, jetzt geht es nach Brasilien. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Für das Projekt arbeiteten sie mit Greenpeace zusammen, ein Teil der Einnahmen der DVD geht an die Organisation. Schade, dass die im Bonusteil enthaltene Dokumentation keine fünf Minuten Spieldauer aufweist. Unterlegt von "Send Me An Angel" werden Klaus Meine und Rudolf Schenker über das bedrohte Gebiet geflogen. Ein paar Kommentare, das war es. Es erwartet ja keiner eine BBC-Produktion, aber etwas mehr hätte es schon sein dürfen.
Aber klar: Der Fokus von "Amazônia - Live In The Jungle" liegt auf der Musik. Das Hauptkonzert der DVD wurde 2008 in Recife mitgeschnitten, als "Special Feature" in entsprechend schlechterer Qualität gibt es zudem fünf Songs eines Konzertes in Manaus aus dem Jahre 2007. Das Interessante dabei: Hierzulande sind die Scorpions meist im Rahmen von tieffliegenden TV-Shows und Massenveranstaltungen zu sehen. Dabei - das darf an dieser Stelle noch mal erwähnt werden - sind das echte Rocker. Die einen unheimlichen Bekanntheitsgrad besitzen, wie die DVD einmal mehr zeigt: Die Scorpions gehen ins Amazonasgebiet und 40.000 Fans kommen - beeindruckend.
Herrlich ist es mitanzusehen, wie sie abdrücken. Mit "Hour I" vom starken "Humanity"-Album wird das Signal auf Grün gestellt. Dann geht es mit Vollgas durch die Klassiker: Damit sind in erster Linie nicht die abgenudelten "Wind Of Change" und "Rock You Like A Hurricane" gemeint. Sondern "Coming Home", "Blackout" oder "Bad Boys Running Wild". "World Wide Live", erste Plattenseite, genau. Dazu bewegungsfreudige Akteure und ein Akustikteil, der mit Andreas Kisser (Sepultura) nicht nur einen bekannten Gastmusiker auffährt, sondern auch durch Abwechslung in Sachen Arrangements punktet. Einziges Manko: Laut Presseinfo wird einem die komplette Show geboten. Bei 65 Minuten Spielzeit inklusive einer Coverversion ("Dust In The Wind" von Kansas) fällt es schwer, das zu glauben. Die Netto-, sprich Hauptkonzert-Wertung von "Amazônia - Live In The Jungle" schrammt deswegen knapp an der Höchstnote vorbei.