Nein, Sebastien Grainger ist kein selbstmitleidiger Singer/Songwriter. Auch wenn er den perfekten Namen dafür hätte. Ebenso wenig ist der Kanadier ein verkopfter Pop-Feingeist oder Folk-Theoretiker, obwohl er sein Album "Sebastien Grainger & The Mountains" auf einem der Indie-Labels schlechthin, Saddle Creek, veröffentlicht. Selbst sein bisheriges Schaffen als Sänger und Drummer des Dance-Punk-Duos Death From Above 1979 liefert kaum einen Anhaltspunkt für dieses Solodebütalbum. Auf dem Grainger vier Komponenten zusammenführt: Spielfreude. Stimmen. Rock. Und jede Menge Roll. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Den offensichtlichen Spaß, den Grainger bei seiner ersten Albumveröffentlichung unter eigenem Namen hatte, merkt man "Sebastien Grainger & The Mountains" bei jeder Note an. Zwar protzt das Album nicht muskulös-metallisch mit seiner Kraft wie es "You're A Woman, I'm A Machine" von DFA 1979 tat, dafür trainiert Grainger mit Freude andere Teile seines (Klang-)Körpers um so mehr. Verdichtet Synthies, Blues- und Noise-Gitarren und geradewegs in die Beine fahrende Drumbeats zu einem atmosphärischen, stets gut geölt laufenden Rocksound.
Den letzten Kick bringt dabei Graingers Stimme. Mit der er zwar nicht als Vokalakrobat durchgeht und sich auch nicht in den Vordergrund singt, die aber zu feinen Nuancierungen fähig ist. "Love Can Be So Mean" wird durch seinen hymnischen Gesang zum eingängigen Hit, "Niagara" hingegen zur Screamo-Noise-Attacke. Beim artrockigen "(Are There) Ways To Come Home?" wiederum dehnt er die Vokale kunstvoll wie David Byrne, auf "(I Am Like A) River" gibt er den brünftigen Axl Rose.
Grainger trifft dabei zwar nicht immer den richtigen Ton, ein melodienreiches Album zwischen klassischem Rock'n'Roll und modernem Blues-Rock ist ihm dennoch gelungen. Und nicht nur von seinem Namen, Label, seiner musikalischen Herkunft sollte man sich nicht täuschen lassen. Er sei eine "häusliche Person", lässt Grainger verkünden. Wer's glaubt ...