Als einer der Pioniere der neuen britischen Folkszene genießt Seth Lakeman einen guten Ruf. Auch wenn sein aktuelles Album "Hearts And Minds" doch sehr deutliche Haken in die 80er-Jahre schlägt. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Den Mercury Prize gab es für sein Album "Kitty Jay" im Jahr 2005, die BBC verlieh ihm direkt zwei Folk Awards, und für sein letztes Album "Poor Man's Heaven" gab es sogar eine Top-Ten-Charts-Platzierung in der eigenen Heimat. Dieser Lakeman kommt also gut an bei den Briten, sieht gut aus und kann gleichermaßen an Geige, Banjo, Mandoline und Akustikgitarre sein beachtliches Können unter Beweis stellen.
Deswegen wird er wohl immer noch vor den Zug der neuen britischen Folkszene gespannt, in der die vergangenen Jahre aber vor allem von Newcomern wie Noah And The Whale oder Mumford & Sons geprägt wurden. Seth Lakeman geht da deutlich konservativer zu Werke, bedient sich ausgiebig beim zuckrigen Pop der 80er und kann auch mit seinem gepresst-hohen Stimmumfang nicht unbedingt viel dazu leisten, dass hier alles stets am Kitsch vorbeischrammt. Manchmal landet es auch mitten drin, wie im schunkeligen "The Watchman".
Das ist für jemanden mit dem Geburtsjahr 1977 natürlich erstaunlich abgeklärt, versagt aber in jeglicher innovativer Hinsicht und lässt doch an zahlreiche, vor 20 Jahren erschienene Alben denken. Wie zum Beispiel die von Runrig, mit denen Lakeman auch auf Tour geht. Es bleibt am Ende ein nettes, handwerklich gut gemachtes Folkpop-Album ohne wirkliche Überraschungen oder Experimente, aber das muss ja auch nicht immer schlecht sein.