Some People Have Real Problems

Oftmals ist es ja nur ein schmaler Grad, der angenehm geschmackvolle von leicht gesichtsloser Popmusik trennt. Genau auf dieser Grenze bewegt sich Sia auf ihrem dritten Album auf spielerische Art und Weise. Denn einerseits ist ihr fein orchestrierter und niemals aufdringlich arrangierter Wohlfühl-Pop auch als einfache Klangtapete wahrnehmbar. Unaufgeregt nebenbei konsumierbar. Exemplarisch für diese Qualität des Albums steht "Day Too Soon", in dem Sias verschleppte Jazz-Stimme von einem warmen R&B-Sound samt "Uh Uh Uh"-Chören umschmeichelt wird.

Andererseits besitzt Sia aber eben auch die stimmlichen Möglichkeiten, Songs wie "Lentil" oder "Beautiful Calm Driving" vor ihrer Bedeutungslosigkeit zu bewahren. Mal soulig-sanft säuselnd, dann wieder kraftvoll zupackend oder jazzig-zärtlich und verletzlich, ihre vokale Bandbreite ist beeindruckend. Noch besser gerät "Some People Have Real Problems" aber, wenn die Sängerin das vorherrschende Midtempo variiert. Sowohl die langsame beatleske Ballade "You Have Been Loved" als auch das von Piano und Schlagzeug getriebene "The Girl You Lost To Cocaine" sind Highlights des Albums.

So wie Sia klingt Feist in ihren guten, Dido nur in ihren allerbesten Momenten. Oder anders gedrückt: Die Songs auf "Some People Have Real Problems" bieten sich, biedern sich aber nicht an - und sie sollten trotzdem jedermanns Geschmack treffen.