Die Norwegerin Silje Nergaard ist eine Stimme, die inszeniert werden will. Als "lolitahaft" und "ehern hell" wurde das Organ der Osloerin bezeichnet, die seit 20 Jahren zwischen Jazz und dem gut abgehangenen Songwriter-Pop der amerikanischen Westküste wandelt. So teilt sich die blonde Elfe eine Planstelle für den Dienst am erwachsenen Musikhörer mit Künstlerinnen wie Diana Krall und Norah Jones, nur leider mit erheblich geringeren Marktanteilen. Doch zurück zur Inszenierung dieser Stimme, die verführerisch tönt, als hätte man ein glasklares Bergkristall mit Emotionen betankt. Das neue Album Nergaards ist eigentlich das Werk mindestens dreier Künstler. Neben der Vokalkunst der Sängerin und ihres wunderbaren Texters Mike McGurk gebührt dem herausragenden amerikanischen Arrangeur Vince Mendoza ein großer Zweig der Lorbeeren, mit denen man dieses elegisch wundervolle Werk überschütten mag. ~ Eric Leimann (teleschau) aufklappen »
Vince Mendoza ist der Mann, der den späten Joni-Mitchell-Alben, Björk und ihrem Film "Dancer In The Dark" die Geigen spendierte. Arrangements von Vince Mendoza sind niemals Streichersuppe, die nach vorgeschriebenen Regeln Balladen mit romantischem Volumen aufladen. Seine kunstvollen, aber immer hochgradig emotionalen Partituren kommentieren den Song eher, sie treten in einen Dialog mit der Stimme, und das macht auch hier die unvorstellbare Wucht des Werkes aus. Silje Nergaard ist mit ihrem bereits elften Album ein moderner Klassiker gelungen. Epische, elegische Geschichten über Liebe, Leid und die Verwundungen des Lebens. Veredelt von Vince Mendozas Geigen, die das holländische Metropole Orchestra zum Leben erweckt. Wen schert schon, ob das nun in der Jazzecke hängen bleibt oder verdientermaßen als ganz großer - wenn auch aus der Zeit gefallener - Pop gefeiert wird. Silje Nergaard und Vince Mendoza sind ein gegenseitiges Geschenk. Etwa in dem Sinne, wie Frank Sinatra und der Arrangeur Nelson Riddle sich in den Fünfziger Jahren gegenseitig zu großer Kunst trieben. Selten klangen seitdem Stimme und Orchester anrührender zusammen als beim Projekt Nergaard / Mendoza.
Silje Nergaard auf Deutschland-Tournee
11.12., Darmstadt, Central Station
12.12., Dortmund, Konzerthaus
14.12., Stuttgart, Theaterhaus
15.12., München, Carl-Orff-Saal
16.12., Hamburg, Schauspielhaus
17.12., Düsseldorf, Tonhalle
18.12., Karlsruhe, Tollhaus
19.12., Kiel, Schloss
20.12., Oldenburg, Kulturetage
21.12., Berlin, Kammermusiksaal