"Monday's Ghost" klingt nach allem Möglichen. An die Schweiz - zum Glück könnte man böswillig sagen - erinnert die Platte eher nicht. Dennoch ist die Herkunft der Sängerin und Songwriterin Sophie Hunger schon eine Bemerkung wert. Als bestgehütetes Geheimnis der Alpenrepublik galt das Wunderkind bislang. Nach einem in Eigenregie gestemmten Achtungserfolg vor zwei Jahren soll nun bereits der große Wurf mit Majorunterstützung folgen. An die Spitze der Schweizer Charts hat es "Monday's Ghost" für einen flüchtigen Moment zuletzt geschafft. Was immer das bedeuten mag. Ob sich die spröde, komplexe und nicht selten irritierende Songwriter-Platte auch im erbarmungslosen deutschen Mainstream freischwimmen kann, wäre eher die Frage. Aber ganz gewiss keine der Qualität. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
Zwischen Leslie Feist und Cat Power bewegt sich Sophie Hunger stimmlich, was sicher nicht die schlechtesten Referenzen für derart zarte und introspektive Songs sind, wie Hunger sie zelebriert. Dazu bemüht sie sich mit Cello, Flöten, Piano und ähnlich gediegenem Instrumentarium stets für ein mehr als wohltemperiertes Ambiente. Das tendiert bisweilen Richtung Soul wie im wunderbaren "Round And Round", andernorts Richtung Folk wie im gitarrenbegleiteten "Birth Day". Der Titeltrack ist eine sich langsam aufbauende Moritat, noch stärker verweisen die Jazz-Arrangements von "Teenage Spirit" auf Nina Simone. Einzig im epischen "Rise And Fall", dem Vernehmen nach die Bearbeitung eines Stoffs des alemannischen Mundartdichters Johann Peter Hebel, ist es fast schon zu viel des Kunstwillens.
Das große Talent Sophie Hungers wird auf "Monday's Ghost" ohne Frage sichtbar, bloß greifbar ist es noch nicht jederzeit. Dabei stehen der Hochbegabten zahllose Möglichkeiten offen. So gelingt der Schweizerin der anrührendste Moment auf Deutsch: der gespenstisch-intime "Walzer für niemand". Zur Beruhigung: ohne hörbaren Dialekt.