Man muss es schon auch mal so sagen: Dass die großen Plattenfirmen dieser Tage ein so desaströses Bild abgeben, liegt nicht nur an ihrem nicht nur aussichtslosen, oft genug auch wenig klug vermittelten Kampf um Musik als geldwertes Kulturgut, sondern auch am Fehlen einer emotionalen Verbindung zwischen Label und Künstler. So weigerte sich die EMI ursprünglich, "Dark Night Of The Soul" zu veröffentlichen. Was dazu führte, dass Danger Mouse, der das Projekt gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Mark Linkous (Sparklehorse) und dem hier als Fotografen fungierenden David Lynch entwickelte, das Album im vergangenen Herbst kurzerhand als Buch-Package über das Internet vertrieb - ohne die Musik, die aber genau zur Veröffentlichung des Restes in den einschlägigen Tauschbörsen auftauchte. Jetzt ist der Rechtsstreit offenbar beendet und "Dark Night Of The Soul" als "ganz normale" CD erhältlich. Dass diese ziemlich großartig ist, verblüfft wohl kaum. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Der konzeptuelle Überbau des Albums hat viel mit Glauben zu tun: Als "dunkle Nacht der Seele" bezeichnete der später heilig gesprochene Mönch und Kirchenlehrer Johannes vom Kreuz den Zustand der wachsenden Entfremdung, des Zweifels an Gott und der daraus resultierenden Prüfungen. Auf den schicksalsgebeutelten Linkous, der im Frühjahr Selbstmord beging, lässt sich dieser Zweifel gut übertragen.
Und Mitstreiter Danger Mouse, der bereits das Sparklehorse-Album "Dreamt for Light Years In The Belly Of A Mountain" (2006) produzierte, war es vermutlich, der die Offenheit generierte, die aus einer introvertierten Songwriter-Platte etwas machte, das anderen Künstlern als Leinwand diente. Vor allem natürlich David Lynch, aber auch denen, die ihre Stimme zur Verfügung stellten und dafür sorgen, dass "Dark Night Of The Soul" in letzter Konsequenz sogar als Popalbum zu verstehen ist - wenn auch als ebenso kluges wie außergewöhnliches.
Gäste wie Iggy Pop, Jason Lytle oder die Flaming Lips schaffen dabei einen beeindruckenden Spagat: Einerseits halten sie die Stimmung, ordnen sich den Architekten des Albums unter. Andererseits geben sie den Stücken jene Prägnanz, die auch ihr eigenes Werk besitzt. Am schönsten: das fast beschwingte, aber inhaltlich unglaublich bittere "Daddy's Gone", das Linkous im Duett mit Cardigans-Chanteuse Nina Persson singt.