Zwei Kernkompetenzen waren es immer, die Stars so wunderbar machten: Einmal besaß die Band um Torquil Campbell und Amy Millan stets ein gutes Gespür für die große Melodie, baute Refrains, die weite Bogen spannten und Pop im besten Sinne waren. Gleichzeitig reicherten die Kanadier ihre Songs mit einer bemerkenswerten und durchaus politischen Sehnsucht an: Da ging es um juvenile Aufbegehrenswünsche ("Take Me To The Riot") ebenso wie um Einsamkeit ("Heart") und die totale Selbstaufgabe ("Set Yourself On Fire"). Mit "The Five Ghosts" erscheint jetzt das fünfte Album der Kanadier. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Stars gibt es mittlerweile seit elf Jahren. Und es ist schon so, dass das Flirrende, das Großartige, das Melodramatische, das Expressive seit der allerersten E.P. den Klang der Band prägte. Nachzuhören ist das im kleinen Kammerpop "Theme From The Stars", aber auch in der 2001 veröffentlichten Coverversion des Smiths-Klassikers "This Charming Man". Eine gewisse Ruppigkeit kam eigentlich erst mit den letzten beiden Alben hinzu. Für Fans des Frühwerks vielleicht eine gute Nachricht: Genau jene wird diesmal durch die Produktion ein bisschen zurückgenommen.
Gleichzeitig ist trotz allen Schönklangs die Dringlichkeit auf "The Five Ghosts" zunächst nicht erkennbar. Einige eigentlich gute Ansätze, etwa der Zwiegesang in der, äh, Geisterhymne "Dead Hearts" wirken eigenartig kraftlos. Ah, die Gitarren. Oh, jetzt der Beat. Ein paar Streicher. Der große Refrain. Stars nach Baukasten, sozusagen und deswegen natürlich scheiternd.
Zwei Songs sind es, die die Platte aus der - nie unangenehm anzuhörenden - Durchschnittlichkeit retten: Die fein getextete Taugenichts-Tagebuchnotiz "Wasted Daylight" geht rasch ins Ohr, das abschließende "Changes" bewegt sich haarscharf an der Grenze zum Kitsch, hat aber einige hübsche Worte auf Vorrat: "Changes. I've never been good with change. I hate it when it all stays the same", singt Amy Milan zu einem weichen Bett irgendwo zwischen Ballade und San-Remo-Schlager. Und da ist bei aller Orientierungslosigkeit dann auch jene Dringlichkeit wieder erkennbar, deren Fehlen weiter oben reklamiert wurde.