Wer Starsailor hassen wollte, hatte es immer ziemlich leicht. Als die neuen Coldplay wurde der damals blutjunge Vierer um den empfindsamen Lockenkopf James Walsh vorgestellt. Zum Dank erntete man das Spießer- und Softie-Image der berühmten Kollegen, reichte an deren Songwriting und Klangfinesse aber nie heran. Und als man sich in Reaktion auf die anhaltenden Kritikeranfeindungen auf unbekanntes Rock-Terrain entwickelte, war's auch nicht recht. "On The Outside" war 2006 überdies auch kommerziell eine Enttäuschung. Und so stehen die Zeichen nun auf Rückbesinnung. Mit "All The Plans" wollen Starsailor dem eigenen Bekunden nach an alte Tugenden anknüpfen, an den großen Sound und an die großen Gesten. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
Am Ende ist "All The Plans" vor allem eins geworden: ein lupenreines Britpop-Album - melodieverliebt, großspurig und ein bisschen stumpfsinnig. Und dank des treibenden Openers "Tell Me It's Not Over" fehlt auch die Hitsingle nicht. Noch erfreulicher ist, dass die Sensibilisten ein wenig Nabelschau gegen ein kleines Stück britischen Stilbewusstseins eingetauscht haben. "The Thames", schon der Titel deutet den Perspektivwechsel an, holpert über eine beschwingte Twang-Gitarre, als wolle man es den Poseuren der Last Shadow Puppets gleichtun. "The birds and the bees / The leaves on the trees / Die all at once, now that you're gone", singt Walsh reichlich naiv, aber eben auch angenehm unprätentiös.
Anders als in "Neon Sky", einem pathetisch-tremolierenden Rückfall in alte Kitschtage, der indes auch keine Katastrophe ist. In "Hurts Too Much" gibt Walsh dann unverblümt das Weichei. "I walk these wet streets, somewhere alone" hadert er vor Gott, der Welt und der treulosen Frau, als liefe in seinem Kopf ein ziemlich schlechtes MTV-Video ab. "Change My Mind" rockt auf solidem Niveau irgendwo zwischen Oasis und Neil Young. "Listen Up", schon fast eine Gospel-Nummer, trägt unfassbar dick auf, doch die Songsubstanz hält überraschend stand. Wohl auch, weil der Klangteppich die dröge Weltverbesserungslyrik weitgehend übertönt.
Dass Starsailor mit "All The Plans" wieder mehr, vielleicht sogar mehr denn je bei sich selbst sind, ist trotz mancher Untiefen und Banalitäten durchaus zu hören. Und zu begrüßen: Denn auch wenn die Rückkehr zum Selbst nicht gleich in den Popolymp führt, darf man sich mit den viel Gescholtenen einigermaßen versöhnt fühlen. Aus dem Gröbsten sind sie raus.