Irgendwann, vor etwa zehn Jahren, kam man an Stereo Total nicht vorbei, wenn man auch nur irgendwie an Indiepop aus Deutschland interessiert war. Der charmante Mix aus Chanson, Easy Listening, Beat und klapprigen Synthies, der französische Akzent von Sängerin Francoise Cactus und die immer leicht amateurhaft anmutende Gesamterscheinung passten in die Zeit. Nun hat sich deutscher Pop in den letzten Jahren auf fast ärgerliche Art und Weise professionalisiert, und die Verbindung von Gitarren und Keyboards ist auch nichts Besonderes mehr. Stereo Total ist das ebenso herzlich wie herrlich egal: Sie machen halt andere Sachen. Zum Beispiel "No Controles". ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Das Prinzip ist einfach: Francoise Cactus und ihr Mitstreiter Brezel Göring übersetzten einen Querschnitt ihres bisherigen Materials ins Spanische - und veröffentlichen es jetzt konsequenterweise beim im Barcelona beheimateten Indie- und Tweepop-Label Elefant Records.
Das Ergebnis bewegt sich im Rahmen der Erwartungen: Francoise Cactus ist, das kann man unterstellen, des Spanischen ebenso mächtig wie des Deutschen oder Englischen und singt sich insofern mit spürbarer Selbstverständlichkeit durch die Songs. Manchmal klingt's fast schöner als im Original: "Plástico" etwa gewinnt im Vergleich zu dem normalerweise auf Englisch gesungenen "Plastic" ein ganzes Stück Sprachmelodie, "Amo Amor A Tres" mag nicht die offensichtliche Frivolität von "Liebe zu dritt" besitzen, wirkt aber gerade deshalb nicht so offensichtlich frivol. Dazu kommen einige Coverversionen - etwa "No Controles" von den mexikanischen Diskopoppern Flans und "Voy A Ser Mamá" von Almodóvar Y McNamara, einem Witzrock-Act aus den frühen 80er-Jahren dem, richtig, Regisseur Pedro Almodóvar, vorstand. Nach dem gleichen Prinzip kompilierten Stereo Total übrigens ein zweites Album: das gänzlich in Französisch eingesungene "Carte Postale De Montreal" erschien im letzten Herbst in Kanada, ist allerdings nur als Import zu haben.