Deutschlands neuer Superstar ist da, der neue Grand-Prix-Gewinner ebenfalls, und alle haben zugeschaut. Wer das aus reinem Pflichtbewusstsein tat, liegt am Boden. Bitte wiederbeleben. "Live From Madison Square Garden" kommt zur rechten Zeit. Jeder ist für 15 Minuten berühmt, das ist allgemein bekannt. Aber zwei, die seit mehr als 40 Jahren zu den Bossen im Ring gehören, das gibt es selten. Eric Clapton und Steve Winwood gehören dazu. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Als sie 1969 unter dem Banner der kurzlebigen Blind Faith gemeinsam Aufmerksamkeit erregten, hatten sie schon einiges hinter sich: Der eine die Yardbirds, die Bluesbreakers von John Mayall und Cream, der andere die Spencer Davis Group und Traffic. Kurzer Zeitsprung: Im Februar 2008 traten die beiden zusammen im Madison Square Garden auf. Und direkt wieder zurück: Das Retro-Cover, die Stimmung, die ausgeprägte Lässigkeit: Kaum dass die ersten Töne des Blind-Faith-Songs "Had To Cry Today" ertönen, lässt man sich erleichtert in den Sessel fallen. So etwas Wunderbares wie damals. Es gibt es noch.
Erinnerungen und Respektsbezeugungen rahmen das Geschehen ein. Wobei ein gewisser pragmatischer Ansatz entdeckt werden kann. Die beiden Herren sind gekleidet wie Nachbarn und interagieren wie Ikonen. Sie konzentrieren sich auf griffige Songs, die Raum lassen. Neben weiteren Blind-Faith-Nummern wie "Presence Of The Lord" und "Can't Find My Way Home" darf ein überraschend aufgeputztes "Forever Man" rein, steht ein "After Midnight" tapfer sein Hitdasein und lässt sich "Rambling On My Mind" ebenso wie "Georgia On My Mind" als Einzelleistung feiern. Die einzigen Herrschaftsinsignien sind Instrumente und Stimme. Dabei dürfte sich lautstark auf die eigene Brust klopfen, wer 16 Minuten "Voodoo Chile" (Jimi Hendrix) auf solch eine Weise hinbekommt.
Das machen Clapton und Winwood nicht. Es wird nicht groß erzählt, nicht groß auf dem eigenen Ego bestanden. Daher sollten auch Chris Stainton (Keyboards), Willie Weeks (Bass) und Ian Thomas (Drums) nicht unerwähnt bleiben. Sie tragen einen gehörigen Teil dazu bei, dass "Live From Madison Square Garden" - übrigens auch als DVD erhältlich - eine wohltuende Massage für das Herz eines jeden traditionellen Rockers geworden ist. Selbst die gefühlte tausendste Dosis "Cocaine" kommt da einem Schwung Seelenbalsam gleich.