"Bis zur Sonne" geht's gleich mal hoch im Opener "Aufstieg". Wir haben verstanden: Sollen andere kleine Brötchen backen, bei Subway To Sally ist weiter auf die Kacke hauen angesagt. Krise? Von wegen! Eric Fish und Co. haben nach der Veröffentlichung ihres letzten Werkes "Bastard" (2007) auch gar keinen Grund, den Gürtel enger zu schnallen. Das Album war in den Top-Ten, man gewann den "Bundesvision Song Contest" 2008, spielte wie immer eine erfolgreiche Tour ... Also Brust raus, Maul auf! Subway To Sally rocken auf ihrem neuen Album "Kreuzfeuer" ausgesprochen selbstbewusst los. ~ Frank Rauscher (teleschau) aufklappen »
"Kreuzfeuer" knüpft, wenn man so will, nahtlos am Vorgänger an. Heißt: Viele krachende Riffs, eingängige, mittelschnelle Rocksongs, Balladen, die berühren. Subway To Sally, die ohnehin mit dem Schlagwort "Mittelalter" seit Längerem kaum noch zu greifen sind und die Schalmeien und Sackpfeifen weitgehend aus ihrem Sounduniversum verbannt haben, heben sich mit einer gewissen Eigenwilligkeit weit ab von anderen halbwegs artverwandten Rockbands (In Extremo), was fraglos zum guten Teil mit der Person des Frontmannes zu tun hat. Damit, wie er singt. Eric Fish hat eine fast beschwörend klingende, helle Stimme. Sie stellt Subway schon in eine ganz eigene Ecke, weit weg vom alternativen Rock-Einheitsbrei. Wenn dieses Organ von "Frau Schmitts" Violinspiel begleitet oder raffiniert von Chorsätzen gekontert wird, kommt die ganz große Stärke dieser Band voll zum Tragen, die kompositorisch so unfassbar viel drauf hat. "Einsam" ist so ein mitreißender Song, der alles vereint, was diese Band ausmacht. Grenzwertig wird es freilich in Erics Duett mit Eisblume-Sängerin Ria: "Komm in meinen Schlaf" ist zweifellos ein schöner Song, aber ob die bekanntermaßen sehr eingeschworenen aber auch etwas eigenen STS-Fans dieses Liebespiel mit dem Kitsch-Goth-Pop verzeihen werden? Es zeichnet die Band aus, dass sie sich um derartige Schubladen und Grenzen völlig hinwegzusetzen scheint. Auch inhaltlich gibt's keine Angst vor Schwulst, und das ist, etwa in "Angelus" wunderschön: "Ich bin der Bach, der talwärts fließt. Du aber bist das Meer ..." Warum eigentlich nicht. Überhaupt: Die lyrischen Höhepunkte kommen gegen Ende. "Versteckt" und das vertonte, ziemlich bitterböse Gebet "Vater" sind ganz großes Balladenkino.