Vor gut zehn Jahren bildeten Taking Back Sunday die Speerspitze der sich global ausbreitenden Emo-Welle. Da war der Begriff bereits fortschreitend von der Hardcore-Szene entkoppelt und wurde zielsicher als dünnhäutiger Modebegriff für die Nachkommen der Gothic-Szene verwurstet. Dafür können Taking Back Sunday freilich nichts, haben sie sich doch immer wohltuend von der Masse zweitklassiger Pathos-Heulbojen abgehoben. Nach zehn Jahren Bandgeschichte, die vier gute Alben und einige Besetzungswechsel hervorbrachte, veröffentlicht der Fünfer aus Long Island das Unplugged-Album "Live From Orensanz", das in einer ehemaligen Synagoge in Manhattans Lower East Side aufgenommen wurde. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Die elf dort vertretenen Songs bilden einen homogen gemischten Querschnitt aus allen vier Studio-Alben, die in der üblichen Unplugged-Topologie präsentiert werden: Den akustischen Saiten- und Schlaginstrumenten werden auf Zuruf Violinen und Celli beigemengt. Besonders schön gelingt das in "Didn't See That Coming", auf dem die New Yorker vor heimischer Kulisse ihre ganze epische Bandbreite ausloten. Die frenetische Menge singt lauthals mit und goutiert die familiäre Szenerie wiederkehrend mit spitzen Schreien.
Textsicher feiert das Publikum das Quintett bis zur letzten Sekunde ab. Und gerade bei den Schluss-Akkorden von "Cute Without The E (Cut From The Team)" (aus ihrem immens erfolgreichen Debüt "Tell All Your Friends", von dem weltweit über eine Million Exemplare abgesetzt wurden) kann man spätestens nachvollziehen, warum Taking Back Sunday schon damals stets überzeugen konnten. Mit ihrem offen und ehrlich eingesetzten Pathos driftete die Band nie ins Peinliche ab, sondern begeisterten mit durchdachten Melodien, die auf positive Power trafen. Kurzum: "Live From Orensanz" ist ein herzerfrischendes Dokument einer Band, die sicher noch einige gute Alben in petto hat.