Vier junge Burschen aus dem australischen Perth fahren groovigen Psychedelic-Rock auf, als ob Woodstock nie ein Ende gehabt hätte. Tame Impala versetzen den Hörer mit ihrem Debütalbum "Inner Speaker" in Erstaunen: mumpfige Fuzz-Gitarren, verspielte Keyboard- und Orgelflächen im großen Dutzend und mehrstimmige Gesangs-Eskaspaden, die einen mantramäßig in längst vergessene Sphären entführen. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Und dann kommen Tame Impala sogar noch aus Australien. Gut, ist womöglich ein Vorurteil. Aber wo Retro-Rock-Bands wie ihre Landsmänner Wolfmother oder Airbourne eine souverän ausgeklügelte Hardrock-Lederjacken-Show abziehen, scheint bei Tame Impala alles auf beängstigende Weise authentisch. "Ein Ansturm von regenbogenartigen Riffs, erstaunlichen Melodien und Abenteuern aus der am meisten isolierten Stadt der Welt", da ist sogar die Plattenfirma ein wenig sprachlos vor Freude.
Zwischen Cream, The Electric Prunes und Soft Machine passt dieses Album ziemlich gut in die Plattensammlung von Alt-68ern. Oder lässt die Enkel der Blumenkinder-Generations diesen Sounds neu entdecken, wenn der Schlagzeuger wieder lässig einen riesigen Wirbel wegtrommelt, der Gitarrist zwischen Phasing, Echo und Modulationen fast zu ertrinken droht und der Bassist unbeeindruckt die monotonen Achtel-Noten in das Geschehen schlägt. Elf hübsche, teilweise rockende, aber fast immer mitreißend-groovende Klangcollagen finden sich so auf "Inner Speaker", zusammengesetzt von Produzent Dave Fridmann (MGMT, Flaming Lips). Die so perfekt inszeniert sind, dass man die Frage außer acht lassen sollte, ob hier nun alternde Hippies die Vergangenheit nachholen oder junge Gitarrenadepten sich über die altmodische Sammlung von Effektgeräten hermachen.