Ein T-Shirt am Merchandising-Stand von Tesla trägt die Aufschrift "Rock'n'Roll Alumni 1986". Lächeln und stolz tragen. Anstatt zu schminken, was eh jeder sieht. Denn "Comin' Atcha Live! 2008" ist ein Konzertmitschnitt, der immer dann richtig auflebt, wenn die Zeitreisenuhr auf mindestens fünfzehn Jahre gen Vergangenheit programmiert wird. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Das zweite auffallende T-Shirt: "Love Song". Mit Herzchen drauf. In pink. Hui. Ein Hit war der Titel allerdings schon. Sechzehn Millionen verkaufte Alben stützen sich auf ihn und seine Hit-Kumpels. Wie etwa auf "Modern Day Cowboy", den Favoriten im langweiligen "Was ist dein liebster Tesla-Song?"-Fanfragespiel. Auf "Edison's Medicine" oder das lauthals mitgesungene "What You Give". Genauer heißt es dort: "It's not what you got, it's what you give". Und Tesla geben jede Menge.
Satte zwei Stunden rockt sich der sympathische Fünfer durch seine Karrierehöhepunkte. Dazu wird mit "Pvt. Ledbetter" ein Ausblick auf das damals noch in der Mache befindliche neue Studiowerk "Forever More" gewährt, welches den Amis unlängst dazu verhalf, den Stromkreis wieder zu schließen. Und mit "Rock Bottom" (UFO) wird auch ein Beitrag aus der Coverexpedition "Real To Reel" eingeflochten. Die Bildführung ist ruhig und konzentriert, die Darsteller geben sich locker und routiniert. Wobei der Fokus auf den beiden Gitarristen liegt: Frank Hannon brilliert auf voller Länge, seinem Partner Dave Rude gelten die neugierigen Blicke, schließlich ist er der Neue im Bunde. Mit seinen gerade mal dreißig Lenzen drückt er das Durchschnittsalter der Band nach unten. Die nicht einfache Aufgabe, einen Tommy Skeoch zu ersetzen, meistert er mit einer Mischung aus Slash-artigem Jugendrotz und bodenständigem Zuliefern in Richtung Hannon. Zwei Saitenhengste, die harmonieren. Das Rückgrat von Tesla ist gesund.
Dass der ebenso gesunde Ton nur in Stereo angeboten wird, ist einer der kleinen Mängel. Dass der zum Eintauchen prädestinierte Mitschnitt von einigen Interviewsequenzen unterbrochen wird, ein anderer. Solche Dinge gehören in den Bonusteil. Dort hält sich der Informationsgehalt zwischen Tourbusführung, Begegnungen mit den Fans und mäßig interessanten Outtakes in Grenzen. Mit einer Ausnahme: Im Kapitel "Guitars & Gear" reden sämtliche Musiker ausführlich über ihr Equipment. Das dürfte nicht nur die dabei erwähnten Herstellerfirmen freuen.