Ist das jetzt eine Frechheit, dass die Plattenfirma unumwunden von "Seattles Indie-Supergroup" spricht? Wo das Trio The Cave Singers auf seinem zweiten Album "Welcome Joy" nicht mal im entferntesten Grunge macht, sondern eher auf den Spuren von Bob Dylan, Creedance Clearwater Revival und vielleicht Iron And Wine wandelt. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Das mit den Supergruppen ist ja sowieso vorbei. Aber immerhin können The Cave Singers mit Derek Fudesco an Gitarre und Bass-Pedals ein ehemaliges Mitglied der Murder City Devils und Pretty Girls Make Graves vorweisen und mit Colin Stewart (Black Mountain, Destroyer, Ladyhawk) hat man auch einen recht angesagten Indie-Produzenten im Boot.
Sonst sind die drei aber gnadenlos im Gestern verhaftet. Zehn Songs in einer guten halben Stunde, die klingen wie vergessene Bonustracks aus den rockenden Ecken der 70er-Jahre. Hochschaukelnde und in Schleifen verlaufende Psychedelik wie in "At The Cut" eckt an meditative Folk-Mantras wie "Shrine", und da hat man den leichtfüßigen Akustiksong "Summer Light" schon hinter sich. Und bei "I Don't Mind" kommt Dylan sich dann auch noch mit den Streichern in die Quere.
Irgendwie klingt das alles seltsam vertraut, wie Chef Pete Quirk (Gesang, Gitarre, Melodika und Mundharmonika) die Band zu extrem entspannter und souveräner Folkmusik anheizt, deren Fransen irgendwo in improvisierten Stromgitarren-Gefilden enden, ohne dass jemand daran dogmatisch etwas auszusetzen hätte. Man kann sich dem Gefühl nicht entziehen, das alles schon mal irgendwo so ähnlich gehört zu haben. Aber dafür ist das abgelieferte Material dieses zweiten Albums dann fast schon wieder zu gut, als das man es nicht direkt noch mal hören wollen würde.