Sänger Morrissey und sein ehemaliger Bandkollege, Gitarrist Johnny Marr, sind seit der Trennung von The Smiths nicht gerade für (musikalisches) Einvernehmen bekannt. Dass sich beide dennoch vom Debütalbum von The Courteneers begeistert zeigten, ist vielleicht zum Teil der Tatsache geschuldet, dass das Quartett aus ihrer Heimatstadt Manchester stammt. Wer sich jedoch "Falcon" anhört, wird verstehen, wieso sich die beiden Musiklegenden hier tatsächlich mal einig sind. Vereinen The Courteneers auf ihrem zweiten Album doch ein feines Gespür für die gewisse britische Pop-Grandezza mit zupackendem, immer ein wenig kumpelhaftem Indie-Rock. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Gleich der Opener, passenderweise "The Opener" betitelt, dürfte den beiden Smiths-Köpfen gefallen: Der Song ist eine ehrliche, aber niemals peinliche, ja fast schon majestätische Ode an Manchester. "My heart is here, here to stay", schwört Sänger Liam Fray hier. Eine gewisse, aus tiefstem Herzen kommende Bodenständigkeit darf man "Falcon" auch musikalisch unterstellen. Mag der Zeitgeist auch längst weitergezogen sein, The Courteneers gefallen sich in klassischem Britpop: Fray erinnert nicht nur dem Vornamen nach an Oasis-Kopf Liam Gallagher, manchmal auch an Pete Doherty. Die Liebe zu melodisch einfachen, gerne hymnischen Rock-Statements wie "Good Times Are Calling" hingegen dürfte allen Menschen gefallen, die manchmal aus Nostalgie alte Stereophonics-Alben hervorkramen.
Nur in alten Britpop-Klischees ergehen sich The Courteeners glücklicherweise aber nicht. Im Vergleich zum Debüt ist der häufigere Einsatz von Klavier und Synthesizern festzustellen, gemeinsam mit Produzent Ed Buller (Suede, White Lies) verschiebt das Quartett den Sound ein ums andere Mal wie etwa bei "You Overdid It Doll" in Richtung Düsterdisco und Früh-90er-Rave. Aber schließlich stammten ja auch New Order und die Stone Roses aus Manchester. Wobei: Mit dem insgesamt soliden, aber nicht überragenden "Falcon" können sich The Courteneers zwar noch nicht ganz in die lange Ahnenreihe der bereits genannten Bands aus der ehemaligen Industriemetropole im Nordwesten Englands einreihen. Falls die Stadt aber neue (musikalische) Werbeträger suchen sollte - mehr Manchester als The Courteneers ist wohl momentan keine Band.