Es ist ganz klar eine Entwicklung der letzten fünf Jahre: US-Fernsehserien nähern sich in Sachen Produktionsaufwand, Komplexität und Anspruch immer mehr großen Hollywoodproduktionen an. Dies gilt auch für die Musikauswahl. Songs dienen nicht mehr der bloßen Untermalung einzelner Szenen, sondern sind integraler Bestandteil der Dramaturgie, des Serienkonzepts und nicht zuletzt - der Vermarktung. Wenn man so will, stellen The Fray vielleicht den Endpunkt dieser Entwicklung dar. Denn ihr zweites, selbst betiteltes Album klingt wie der feuchte Traum eines US-Serienproduzenten: mal sanft, mal dramatisch und stets hochemotional. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Nicht umsonst verwendete der Fernsehsender ABC ihre Vorabsingle "You Found Me" - sicher nicht nur wegen des irgendwie ja passenden Songtitels - für einen US-Trailer zur fünften Staffel zur Mysteryserie "Lost". Noch besser als zur komplexen Story der Überlebenden eines Flugzeugabsturzes funktionierte allerdings schon 2006 The Frays "How To Save A Life". Mit jenem Song landete das Quartett aus Denver zunächst bei "Grey's Anatomy", dann auf dem dazugehörigen Soundtrack und schließlich einen Hit.
Nicht nur diese Tatsache erinnert ein wenig an die Erfolgsgeschichte der Brit-Rocker Snow Patrol, denen ja ebenfalls durch den Einsatz ihres Songs "Chasing Cars" in der US-Ärzte-Serie der große Durchbruch gelang. Und ähnlich wie jene sind auch The Fray stets bemüht, große Gefühle in hymnische Rocksongs zu packen. Auf "The Fray" schrammt das Quartett dabei allerdings immer haarscharf an der Grenze zu übertriebenem Pathos entlang, wirkt ihre ehrlich-emotionale Dringlichkeit in manchen Songs nur noch hohl und aufdringlich. Etwa bei "Say When", das sich kaum von der Beliebigkeit von Nickelback'schem Radio-Alternative-Rock unterscheidet. Viel besser, weil unaufgeregter: die nur von vorsichtigem Schlagwerk und Akustikgitarre begleitete Piano-Ballade "Ungodly Hour".
Zwischen diesen beiden Extremen liegt viel ohrwurmiger und zupackender Poprock, der The Fray weiterhin Serienpräsenz garantieren dürfte. Der aber leider ohne passende dramatische Szenen auch fast schon ein wenig verloren wirkt.