Über vier Jahre haben sich The International Noise Conspiracy für ihr neues Album "The Cross Of My Calling" Zeit gelassen. Zeit, in der die von der Band angeprangerten Themen wie etwa die Globalisierung und die daraus für viele Menschen folgende soziale Ungerechtigkeit bedrohlicher denn je unserem Alltag begegnen. Es ist kein Geheimnis, dass die Kombo um Ex-Refused-Anführer Dennis Lyxzén den Sozialismus goutiert, und sich nichts sehnlicher wünscht als einen Systemwechsel - (vor allem) in der westlichen Welt. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Musikalisch wurden solche Agitationen bereits vom Band-Vorgänger Refused dementsprechend szenetypisch mit rebellischem Hardcore umgesetzt, der sich im neuen Projekt The International Noise Conspiracy in einen groovigen Garagen-Punk transformierte. Jene Vorgehensweise gipfelte schließlich im letzten Album "Armed Love", in dem die einst so vorherrschenden energetischen Elemente von Punk und Garage immer mehr von Sixties-Beat, einer Prise Soul und kantigem Retro-Pop verdrängt wurden.
Damit wurde die Noise Conspiracy zwar bekannter, doch (noch) besser gemacht hat das ihre Musik nicht. Eher kompatibler (für alle). Ob das nun einzig dem derzeit populärsten Produzenten der Neuzeit, Rick Rubin (Johnny Cash, Slayer, Red Hot Chili Peppers, Metallica) zuzuschreiben war bleibt fraglich, wollte die Band doch damals eine Veränderung im Bandsound forcieren.
Rubin hat nun auch das neue Werk "The Cross of My Calling" produziert, und geht den eingeschlagenen Weg weiter, ohne aber Gefahr zu laufen, gemeinsam mit der Band einfach nur einen routinierteren Aufguss abzuliefern. Der geballte Retro-Sound der Noise Conspiracy wird heuer mit noch größerer Präzision fabriziert. Jeder Ton sitzt, jedes Detail scheint seinen Platz im Banduniversum gefunden zu haben.
Neben den bekannten Zutaten schaffen es dieses Mal auch etwas Blues und Funk auf den Soundteppich ("Hiroshima Mon Amour"), wobei die Musiker sich in "Satan Made The Deal" ungemein nahe an den Rolling Stones orientieren. Selbst nervös zappelnder Fusion-Rock fehlt nicht ("Intro" und "Interlude"). Die beiden Titel lassen schon erahnen, dass die frickeligen Parts eher als kurze Anheizer zwischen den typischen Noise-Conspiracy-Smashern dienen. Solche sind auch das mitreißende "I Am The Dynamite", die Clash-Hommage "Washington Bullets", das nach vorne galoppierende "Black September", sowie das an die Doors erinnernde drauflos orgelnde "Child Of God". Richtig episch hingegen ist der über achtminütige Titeltrack geworden, der am Schluss eindrucksvoll aufzeigt, mit welch einfachen Mitteln eine harmonierende Band periodisch druckvolle Spannung erzeugen kann.
So bleibt festzuhalten, dass "The Cross Of My Calling" zwar wieder nicht ganz an die beiden Meilensteine "Survival Sickness" und "A New Morning, Changing Weather" herankommt, die neu gefundene Affinität zu ausschweifenderem Gitarrenrock steht den Schweden aber hervorragend zu Gesicht.