The Slits? Naja, ist auch schon wieder 25 Jahre her, dass die damals bahnbrechende Frauenpunkband ihre letzte Platte veröffentlicht hat. Das Line-Up hat sich nun zwar verändert, aber sonst bleibt "Trapped Animal" erstaunlich trotzig im Gestern gefangen. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Erst mal angenehm, dass die verbliebenen Gründungsmitglieder Ari Up und Tessa Pollitt nach so vielen Jahren nicht der Verlockung erlegen sind, sich irgendwo anzubiedern. Nach wie vor schwingt eine entspannte Brise Reggae durch ihren tanzbaren und verwirrenden Sound, bei dem alte Synthie-Drumbeats zu weiblichem Chanting verschmelzen und alles nach Laissez-faire klingt? Dabei ist es eigentlich gar nicht so einfach, nach so langer Zeit wieder zusammenzufinden. Erst recht, wenn mittlerweile die gehypten The Gossip wie auch die Indie-Krachmacher von Sonic Youth The Slits als Einflüsse nennen.
Was bleibt aber übrig, wenn jamaikanische Dancehall-Madness hinter harten Frauenchören erklingt, der Punk nur noch in einer vagen Attitüde vorhanden ist und sich von den jungen Leuten sowieso keiner mehr an das damals skandalöse Album-Cover von "Cut" erinnert, das drei Slits barbusig und schlammverschmiert in bedeutungsschwangeren Lendenschürzen abbildet? Ganz klar, es entsteht nicht mehr als eine Verwunderung darüber, wie erstaunlich überholt das klingen kann. "Trapped Animal" bleibt mit affektiert-inszenierter Hilflosigkeit im Abspielgerät stecken. Falsche Intonation, verschleppte Beats und spontanes Geschrei gehen eben nicht mehr als Protestbekundung durch.
Die Dekonstruktion des eigenen Ikonenstatus braucht immer eine große Portion Naivität. Ob es dafür allerdings auch 14, bis auf den schlanken Opener "Ask Ma", durchweg zähe Tracks braucht, darf im Vorfeld eigentlich schon mal hinterfragt werden. Vielleicht fühlen sich Ari Up und Tessa Pollitt aber ja gerade wunderbar damit und pfeifen auf den Zuhörer. Das wäre dann immerhin schon wieder einigermaßen Punkrock.