Enter the Vaselines

Segen, Fluch oder einfach nur egal? Eugene Kelly und Frances McKee war es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eher egal, dass damals, Anfang der 90er-Jahre, ein gewisser Kurt Cobain zu ihren treuesten Fans zählte. Wobei: dass er mit seiner Band ein ums andere Mal ihre Songs coverte, verhalf dem Indiepop-Duo aus Glasgow dann doch zu einer gewissen Berühmtheit. Die sich allerdings zu weiten Teilen auf sammelwütige Indiekreise beschränkte, denn den Status von Nirvana, den erreichten The Vaselines nie.

Und sie werden ihn auch jetzt nicht erreichen. Denn rechtzeitig zum 20-jährigen Bestehen des legendären Sub-Pop-Labels haben sich The Vaselines wieder zusammengetan. Zwar erst mal nur für einige wenige, jedoch schon frenetisch bejubelte Livekonzerte - aber die Veröffentlichung ihres Gesamtwerks auf einer Doppel-CD (respektive Dreifach-LP) wird in diversen Kreisen bereits als Zeichen dafür gedeutet, dass Frances und Eugene genug haben von ihrer all zu langen Songwriterpause.

Für Fans der ersten Stunde dürfte sich die Frage nach dem Kauf der neuen Collectors Edition erst gar nicht stellen. "Enter The Vaselines" wartet mit diversen Raritäten auf, darunter drei unveröffentlichte Demotracks sowie ein knappes Dutzend Livemitschnitte, denen man die bandinterne Vorliebe für ausgiebigen Alkoholkonsum durchaus entnehmen kann. Für für den noch unbedarften Teil potenzieller Hörer empfiehlt sich hingegen die frisch geremasterte Zusammenstelllung der beiden EPs und des einzigen Vaselines-Albums, die hier ebenfalls enthalten sind.

Insbesondere "Son Of A Gun", "Molly's Lips" oder "Jesus Wants Me For A Sunbeam" lohnen das aufmerksame Hinhören, denn genau diese drei Stücke wurden vom eingangs erwähnten Herrn Cobain ins leicht modifizierte Nirvanakostüm gesteckt. Wer weder mit dieser Auswahl noch mit den restlichen zeitlosen Stücken klar kommt, der wird wohl auf ewig nicht verstehen, warum The Vaselines nicht nur Kultstatus besitzen, sondern ihn auch ehrlich verdient haben.