Über zwei Jahre war Funkstille, nun sind The Vines wieder da und versprechen Großes. Mit "Melodia" soll's für die Australier zurück zu ihren Wurzeln gehen, zurück zu "Highly Evolved", dem Album, das sie vor über sechs Jahren für eine kurze Zeit zur begehrtesten Garagenrock-Kapelle dieses Universums machte. Die damals noch in sich schlummernden Psychosen von Bandchef Craig Nicholls beherrschten bald die Berichterstattung über die Band, bis sie sich schließlich auch auf das Schaffen des Quartetts auswirkten. Die beiden Nachfolgealben glänzten überwiegen durch Einfalls- und Orientierungslosigkeit, die Viertelstunde Ruhm der jungen Aufsteiger schien bereits abgelaufen zu sein. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Doch ganz will sich Nicholls samt seinen Mitstreitern anscheinend nicht geschlagen geben. "Melodia", Album Nummer Vier, soll die Rettung bringen, und tatsächlich kommen The Vines ihrem feinen und zurecht hoch gelobten Debüt erstaunlich nahe. Im Vorwärtsgalopp rufen sie selbstbewusst "Get Out" und ballern uns versöhnlich die Riffs um die Ohren, die große Garagen-Party kann beginnen und hat mit "Manger" gleich einen hochkarätigen Vertreter mit an Bord.
Die Affinität zu Nirvana scheint hier größer denn je, gerade "Braindead" könnte ein lupenreines Überbleibsel aus der "In Utero"-Zeit sein. Ob sich der gute Kurt Cobain das hätte gefallen lassen? The Vines scheinen sich damit jedenfalls pudelwohl zu fühlen, so befreit klangen sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Wenn sie dann auch noch im Pop der vorangegangenen Generation wildern und ihren Post-Grunge mit der Hippie-Ära vermengen ("He's A Rocker") beziehungsweise hernach die Beatles auf ihren Altar heben ("Orange Amber") kann man nicht anders, als sich mit dem Vierer ob ihrer wiedergefundenen Stärke zu freuen. Leider folgt auf diese hellen Momente das völlig uninspirierte "True As The Night", das mit seinen sechs Minuten gleich dreimal so lang ist wie die Durchschnittslänge der übrigen Songs. Derber Schnitzer, das.
Trotzdem: Falls es noch ein nächstes Album geben sollte: The Vines haben den richtigen Pfad zu ihrer Erlösung eingeschlagen, nur sollten sie beim nächsten Mal nicht mehr so oft daneben treten.