Dass CD-Veröffentlichungen verschoben werden, kommt relativ häufig vor. Dass in der Zwischenzeit Bandmitglieder sang- und klanglos verschwinden hingegen eher selten. So geschehen bei "The Virgins": Während Amerikas neue Indie-Pop-Hoffnung im Sommer 2008 noch zu viert in den Staaten ihr selbst betiteltes Debütalbum bewarb, ist auf dem Weg nach Deutschland Drummer Erik Ratensperger anscheinend abhandengekommen. Wohin auch immer er gegangen sein sollte, der Durchbruch dürfte den New Yorkern auch als Trio gelingen. ~ Annekatrin Liebisch (teleschau) aufklappen »
Sicherlich kann es selbst im Rock-Business nicht schaden, wenn zwei von drei Mitgliedern einer Band vor ihrer musikalischen Karriere Modelerfahrung sammelten. Ausschlaggebend ist der Fakt, dass sich Sänger Donald Cumming und Gitarrist Wade Oates bei einem Fotoshooting kennenlernten, für die Musik der Virgins jedoch glücklicherweise nicht. Spätestens nach drei Liedern, genauer gesagt bei "Rich Girls", weiß man, warum zur Beschreibung ihres Stils gern Franz Ferdinand herangezogen werden: Beide Bands teilen eine Vorliebe für griffige, aggressive Gitarrensounds, wobei die Newcomer nicht vor Popklängen zurückschrecken.
Auch die Strokes müssen gelegentlich zum Vergleich hinhalten, was wohl Cummings gelangweilt-rotzigem Gesang in "Fernando Pando" geschuldet ist - neben "Love Is Colder Than Death" der einzige Song der Platte, den man als ruhiger bezeichnen könnte. Genau genommen erscheint jeder Titel des Debüts geeignet, jugendliche Indie-Fans auf die Tanzfläche zu locken. Doch so eindringlich die Melodien auch sind, den prägenden Aha-Effekt lassen "The Virgins" trotz aller Mühen vermissen.