Die Kinder- und Gelegenheitsschauspielerin Morgan Nagler war sich nach Rollen in Clint Eastwoods "Bird" (1988) oder "American Pie 2" (2001) bewusst, dass es nicht ihr Lebensinhalt sein würde, große cineastische Momente zu bescheren. Ihr war eigentlich sogar sehr langweilig. Bald begann sie die Zeit zwischen Castings und Drehs, bei denen sie sprach, was ihr andere in den Mund legten, damit zu füllen, eigene Songtexte zu schreiben. Sie lernte Gitarre zu spielen und gründete - von Rilo-Kiley-Gitarrist Blake Sennett ermutigt - eine Band: The Whispertown 2000. Und deren zweites Album "Swim" beweist, dass Nagler sich zu Recht ein Vehikel für ihre eigene Stimme gesucht hat. ~ Alexandra Petrusch (teleschau) aufklappen »
Das Quartett aus Los Angeles manövriert sich geschickt durch das mittlerweile ziemlich überfischte Indie-Folk-Gewässer und nähert sich mal diesem, mal jenem Genre im weiteren Country-Umkreis. Morgan Nagler, Vanesa Corbala, Adrian Wisenbaker und dessen Bruder Casey täuschen zunächst mit "103", einem Folk-Popsong, an, mit eingängiger Melodie und einem ironisch-nachdenklichen Text über das Sehr-Alt-Werden. Doch wer sich mit wippendem Fuß noch auf dem Wohlfühldampfer wähnte, wird bei "Done With Love" gleich darauf von einer verschleppten Gitarre zunächst etwas überfallen sein. Überhaupt trägt der Einsatz der Saiteninstrumente die Stimmungen der Songs maßgeblich. Egal ob akustisch wie im nachdenklichen "Pushing Oars", oder elektrisch-stampfend wie in "Ebb and Flow", das auch den einzigen, aber recht erfolgreichen Versuch eines psychedelischen Blues darstellt. Ähnlich prägend ist der Gesang von Morgan Nagler und Vanesa Corbala: Scheint Naglers Stimme im flehentlichen "No Dope" - im Geiste eines traurigen Conor Oberst - noch von einer durchzechten Nacht zu zeugen, erinnern die mitreißenden Harmonien in "From The Start / Jamboree" eher an die Dixie Chicks auf einem Kindergeburtstag.
In den letzten Jahren tourten The Whispertown 2000 im Vorprogramm von Conor Oberst, Rilo Kiley und Maria Taylor durch die Staaten und verkauften währenddessen ihr erstes, selbst vertriebenes Album "Livin' In A Dream". Sie machten sich viele Fans und Freunde: Jenny Lewis beteuert, dass Morgan Nagler ihre liebste Songwriterin ist - auf "Swim" leistet sie einen kleinen Eigenbeitrag und singt im Background-Chor der Ballade "Atlantis". Ebenfalls zu hören ist Country-Sängerin Gilian Welch, die das Quartett entdeckte und als erste Band ihres Labels "Acony" unter Vertrag nahm. Sicherlich ein gutes Signing. Denn mit den herrlich harmonierenden Stimmen und simplen wie berührenden Texten halten sich The Whispertown 2000 mit "Swim" da über Wasser, wo im letzten Jahr Jenny Lewis' "Acid Tongue" und Ryan Adams' "Cardinology" wegen mangelnder Originalität untergingen.